Digitalpiano für Einsteiger kaufen: Welche Tastatur?
Für Laien ist dieser Punkt extrem schwer einzuschätzen, denn mit den wichtigen Merkmalen werden selbst Billig-Produkte. Meistens wird als erster Punkt die Hammermechanik angeführt. Es ist richtig, dass heute fast jedes Digitalpiano damit ausgestattet ist, aber die Qualitätsunterschiede können riesig sein. Und besonders bei preiswerten Instrumenten sollte man genau hinschauen.
Anschlagdynamik und 88 Tasten sind Standard bei (fast) allen Einsteiger-Pianos. Eine zum Klavierlernen geeignete Tastatur soll aber diese Merkmale erfüllen:
- Gewichtete Piano-Tasten: Um einen möglichst authentischen Klavieranschlag zu bekommen, braucht es gewichtete Piano-Tasten mit Hammermechanik.
- Hammermechanik: Es handelt sich hier um eine komplexe Mechanik mit ausbalancierten Gewichten und beweglichen Hämmern. Ihr Zweck ist lediglich, das Anschlaggefühl einer Klaviermechanik zu simulieren.
- Graduierte Gewichtung: Die Tastatur akustischer Pianos ist je nach Tonbereich unterschiedlich gewichtet, um eine ausgewogenes Spielgefühl zu vermitteln. In den Spezifikationen der Hersteller wird dafür der Begriff Graded Hammermechanik verwendet.
Die ersten drei Punkte sind ein Must-Have, wenn man mit dem Digitalpiano Klavier lernen möchte. Die Anschlagdynamik lässt sich auch bei Anfänger-E-Pianos über eine Dynamik-Funktion (Touch Curve) an die Anschlagstärke individuell anpassen. Wichtig natürlich für absolute Anfänger*innen, deren Finger u.U. noch nicht die Kraft aufbringen können.
Ivory Feel
In seltenen Fällen bieten Einsteiger-Pianos eine angeraute Tastenoberfläche. Eine Ivory-Feel-Tastatur ist kein Must-Have, aber ein schönes Ausstattungsmerkmal, das sich positiv auf das Spielgefühl auswirkt.
Druckpunktsimulation
Tastaturen mit einer Druckpunktsimulation sind bei günstigen Einsteiger-Instrumenten sehr selten. Es handelt sich dabei um eine mechanische Funktion, welche die Tonkontrolle (vor allem im Pianissimo) präziser macht.
Woran erkennt man als Einsteiger eine gute Digitalpiano-Tastatur?
Eine gute Hammermechanik-Tastatur erkennt man am ausgewogenen Spielgefühl. Über den gesamten Tonbereich sollen die Tasten ein möglichst gleichmäßiges Anschlagen der Töne ermöglichen. Grundsätzlich soll sich eine Tastatur straff und exakt spielen, aber achte auf diese Feinheiten:
- Hammergewichtung: Bewege eine oder mehrere Tasten gleichzeitig langsam auf und ab. Fühlt sich das an wie eine ausbalancierte Wippe oder hast du dabei das Gefühl, als würde Federkraft die Taste nach oben ziehen? Letzteres ist eher nicht so gut. Die Tasten sollen den Fingern einfach nur folgen.
- Mechanische Geräusche: So etwas ist bei einer Hammermechanik völlig normal, nur laute Klopfgeräusche sollten absolut kein Thema sein. Das gilt für das Herunterdrücken sowie das Zurückschnellen der Taste in die Ruheposition. Wichtig ist, dass die rein mechanischen Geräusche ausgewogen bei allen Tasten mehr oder weniger gleich sind. Auf keinen Fall dürfen die Tasten klappern.
- Tastenführung: Bewege die Tasten im Ruhezustand seitlich. Sie dürfen ein wenig Spiel haben. Haben die Tasten aber viel seitliches Spiel, sodass sie sogar aneinander stoßen können? Oder lassen sie sich außerdem in ihrer horizontalen Ausrichtung verdrehen? So eine Tastatur ist der reinste Schrott!
- Tastenprellung: Beobachte die Tastenbewegung, wenn du die Taste aus dem heruntergedrückten Zustand plötzlich loslässt! In der Ruheposition angekommen darf sie einmal kurz nachwippen. Auch dabei sollen die Tasten nicht klappern.
- Tastenaktion: Wie fühlt sich das Herunterdrücken der Tasten an? Landet die Taste kontrolliert mit einem sanften Gegendruck? Oder hast du das Gefühl, dass die Taste hart auftrifft? Ist letzteres der Fall: Finger weg von diesem Piano!
- Exakter Tastenstand: Betrachte die vordere Kante entlang der gesamten Tastatur. Sind alle Tasten auf gleicher Höhe? Sind alle Tasten exakt gerade ausgerichtet und parallel angeordnet?
Welche Einsteiger-Digitalpianos haben gute Tastaturen?
Grundsätzlich befindet man sich bei den aktuellen Markenprodukten auf der sicheren Seite. Dominiert wird dieser Bereich von japanischen Herstellern: Casio, Kawai, Roland, Yamaha. Dabei sind Kawai und Yamaha mit Jahrzehnten an Erfahrung im traditionellen Klavierbau die Marktführer. Selbst in den unteren Preisklassen darf man bei diesen Instrumenten Tastaturen in angemessener und guter Verarbeitungsqualität erwarten. Das gilt uneingeschränkt auch für Casio und Roland, die Tastaturen aus eigener Entwicklung verbauen.
Der deutsche Hersteller GEWA ist im Digitalpiano-Sektor ein Newcomer, aber auch hier bekommt hochwertige Tastaturen geboten. In den GEWA Pianos werden Tastaturen des italienischen Herstellers Fatar verbaut.
Bei den Low-Budget-Pianos haben wir uns beim Musikhaus Thomann umgeschaut und die Eigenmarke-Pianos DP-32 und DP-51 getestet. Die Tastaturen dieser Instrumente kommen nicht ganz an die o.g. Fabrikate heran, sie bieten aber für ihren sehr günstigen Preis eine vernünftiges Anfängerniveau. Nicht so gut schnitt das Hemingway DP-701 MKII ab – ebenfalls eine Eigenmarke von Thomann.
Ebenso lohnt es sich, die Einsteiger Portable Pianos von Yamaha zu testen. Gehobene Features wie Druckpunktsimulation oder oder Ivory-Feel gibt es hier zwar nicht, aber die „Graded Hammer Compact“-Tastatur des Yamaha P-145 und Yamaha P-225 ist grundsolide und hat sich in vielen Instrumenten von Yamaha bewährt.
→ Schau dir auch unseren E-Piano-Test an, der die besten Einsteiger-Digitalpiano des Jahres empfiehlt.
Halbgewichtete Tasten vs. gewichtete Hammermechanik
„Pianos für Anfänger“oder auch als „E-Piano für Kinder“ gelabelt werden oft Instrumente mit einer semi-gewichteten Tastatur angeboten. Diese Instrumente sind für absolute Anfänger*innen zu empfehlen, die bei ihren ersten Schritten am Klavier mit einer sehr leichtgängigen Tastatur besser klarkommen. Wer auf einen möglichst authentischen Klavieranschlag nicht verzichten will, braucht ein Digitalpiano mit einer graduiert gewichteten Hammermechanik.