Besonders in der Piano-Musik der Neoklassik ist ein Klavierklang beliebt, der von Nebengeräuschen geradezu lebt. Ebenso in der Filmmusik werden oft sehr atmosphärische Piano-Sounds eingesetzt. Bevorzugt werden Upright-Pianos eingesetzt. Bei der Aufnahme werden die Mikrofone möglichst nah an der Mechanik des Klaviers aufgestellt, um diese „Geräuschkulisse“ möglichst plastisch aufzunehmen. Denn sie verleiht der Aufnahme Nähe und Intimität.
Jeder Klavierklang ist einzigartig
Auch wenn ein Piano-Sound möglichst gleichmäßig intoniert ist, so besitzt jeder einzelne Ton oder auch Tonbereich ganz individuelle Nuancen: Bei manchen Tönen ist eine dumpfe Resonanz, bei anderen hört man vielleicht ein leises Klicken in der Mechanik, bei anderen wiederum hört man ganz leise den Filz unter den Hämmern reiben. Alles das ist in einem gewissen Rahmen völlig normal und macht unter Umständen sogar den Charme eines älteren Klaviers erst aus, wo sich über die Jahre bestimmte Klangnuancen gebildet haben.
Jedes Digitalpiano klingt gleich?
Bei Digitalpianos ist das völlig anders, denn im Prinzip sind alle Exemplare eines Digitalpiano-Modells identisch – das Schöne an der Digitaltechnik ist ja gerade ihre Exaktheit. Die Klavierklänge in einem Digitalpiano sind technisch so optimiert, dass sie überall gleich gut und ausgewogen klingen.
Welchem Zweck dienen Edit-Funktionen eines Digitalpianos?
Trotz digitaler Klangerzeugung kann es vorkommen, dass identische Digitalpiano-Modelle unterschiedlich klingen. Dies kann zwei Ursachen haben:
- Der Digitalpiano-Sound klingt unausgewogen aufgrund problematischer Raumakustik.
- Der Klavierklang wurde gezielt verändert, ähnlich der Intonation eines akustischen Klaviers.
In beiden Fällen sind die Möglichkeiten der Klanggestaltung von großem Vorteil. Edit-Funktionen wie Virtual Technician (Kawai), Piano Designer (Roland) und Piano Room (Yamaha Smart Pianist) sind in zweierlei Hinsicht von Nutzen:
- Man verändert ganz bewusst bestimmte Klangdetails, um dem Spiel- und Klangverhalten eine individuellen Note zu verleihen.
- Der Klavierklang eines Digitalpianos soll akustisch den räumlichen Gegebenheiten angepasst werden.
Punkt 1 ist für Alle interessant, die kreativ in die Klanggestaltung einsteigen möchten. In erster Linie ist das virtuelle Intonieren des Klangs nach eigenen musikalisch-ästhetischen Vorstellungen eher etwas für jene, die im Klavierspielen schon etwas weiter sind. Aber auch für Einsteiger interessant zu erfahren ist, aus welchen Details ein Klavierklang besteht. In den Piano-Apps Virtual Technician (Kawai) und Smart Pianist (Yamaha) wird das gut verständlich dargestellt.
Sehr speziell wird es bei Punkt 2, denn für Intonation einzelner Töne braucht es Erfahrung in puncto Klavierbau und Akustik. Man muss den Raum, in welchem das Digitalpiano aufgestellt ist, akustisch einzuschätzen wissen, um dann gegebenenfalls einzelne Töne nachzujustieren. Das geht auch längst nicht bei jedem Digitalpiano und ist den hochwertigeren Instrumenten vorbehalten. Mit den Single-Note-Parametern lassen sich hier einzelne Töne in Lautstärke und Klangcharakter einstellen. Nützlich ist dies, wenn einzelne Töne durch Raumresonanzen nicht gewünschte Betonung erfahren.