Klavierunterricht und Corona-Krise
Was war bzw. ist für dich wichtig am Unterrichten?
Christoph: Ich habe immer schon gerne unterrichtet, eigentlich mache ich das seit meinem 15. Lebensjahr. Das Unterrichten wurde zu einem wichtigen finanziellen Standbein. Ich empfehle es auch immer wieder meinen Studenten – ob nun in Zeiten von Corona oder danach: Leute, gebt Unterricht, denn es macht euch unabhängig vom Live-Spielen! Außerdem ein positiver Effekt: Durch das Unterrichten lernt man immer auch selber dazu.
Du arbeitest schon seit vielen Jahren an der Musikhochschule in Frankfurt, du warst dort bereits vor deiner Professur tätig oder?
Christoph: An der Musikhochschule in Frankfurt bin ich seit 1990. Nach zehn Jahren Lehrtätigkeit habe ich die Professur bekommen. Aber man muss ja nicht gleich eine Lehrtätigkeit an einer Hochschule anstreben. Generell finde ich, ist das Unterrichten für Musiker wichtig. Ich kann das nur immer wieder betonen und ziehe mal ein berühmtes Musikerzitat heran: Es gibt nichts Schöneres als auf der Bühne zu spielen und zu schwitzen. Aber wer weiß, das nächste Virus kommt bestimmt irgendwann. Dann sollte man neben seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Live-Spielen, noch etwas anderes in petto haben.
Die Corona-Krise betrifft ja aber auch das Unterrichten wie man sehen kann. Musikschulen wurden geschlossen. Zumindest all diejenigen, die sich auf den Face2Face-Unterricht konzentriert haben, stehen ebenso vor einem Desaster.
Christoph: Die Möglichkeiten des digitalen Unterrichts nutze ich schon seit einigen Jahren, um z.B. mit Studenten und Schülern über größere Entfernung in Kontakt zu bleiben. Insofern wurde ich jetzt nicht von der Corona-Krise überrascht.
Nutzt du spezielle Software für deinen Digital-Unterricht?
Für Einzelunterricht habe ich gute Erfahrungen gemacht mit Facetime. Okay – es ist limitiert auf Apple-Geräte, aber: Gute Bildqualität, guter Sound. Das reicht völlig aus. Ansonsten nutze ich auch Skype oder Whatsapp, jedoch kann hier die Übertragungsqualität schwanken. Für Sessions mit mehreren Teilnehmern ist Zoom geeignet. Ich beginne erst damit, meine eigenen Erfahrungen zu machen und bereite gerade eine Vorlesung dafür vor. Die Hochschule in Frankfurt hat dafür Lizenzen von Zoom erworben.
Man muss mit der Zeit gehen wie man so schön sagt. Auch als Jazzpianist und Komponist hast du dich in verschiedene Richtungen entwickelt.
Christoph: Viele kennen mich als Jazzmusiker, aber inzwischen habe ich eine ziemlich große Fangemeinde im Bereich von Electronic, Chill-out und Rock-Jazz. Als ich den Streaming-Konzert-Event über Facebook geteilt habe, bekam ich sofort Zusagen aus der ganzen Welt. Es ist inzwischen eine stilübergreifend orientierte Musikgemeinde, die nicht so puristisch auf Jazz ausgerichtet ist. Aber das trifft ja auch für mich selber zu. Okay, meine erste Schallplatte war Bill Evans at the Montreux Jazz Festival, aber ich bin ebenso mit der Musik von Keith Emerson aufgewachsen und habe immer auch z.B. Phil Collins, Yes oder King Crimson gehört. Die wenigsten wissen, dass ich auf diese Musik genauso stehe wie eben auf Jazz. Außerdem beschäftige ich mich im Rahmen von Filmmusik-Projekten immer mit den unterschiedlichsten Genres.