Die 5 besten Klavierstücke von Johann Sebastian Bach

Die Klavierstücke von Johann Sebastian Bach gehören zu den bedeutendsten Werken der Musikgeschichte und haben die Klavierwelt für immer geprägt. Als Bach 1750 starb, existierten bereits frühe Formen des Hammerklaviers. Instrumente, die dank ihrer neuartigen Mechanik und Tonerzeugung eine grundlegende Dynamik ermöglichten, die das Cembalo noch nicht bieten konnte. Auch wenn man klanglich noch weit von der Brillanz späterer Instrumente entfernt war, legten diese Entwicklungen den Grundstein für die außergewöhnliche Ausdruckskraft, die Bachs Klaviermusik heute noch auszeichnet

Das änderte sich erst ab ca. 1840, also fast 100 Jahre nach Bachs Tod, denn seitdem werden alle Klaviere und Flügel mit Auslösemechanik und gusseisernem Rahmen ausgestattet. Tragischerweise kam Bach also nie in den klanglichen Genuss, seine Musik auf einem modernen Instrument zu hören. Diese fortschrittliche Technik ermöglicht es heutigen Musikern, die Werke von Bach auf beeindruckende Weise zu interpretieren – deshalb kommen jetzt die 5 besten Klavierstücke von Johann Sebastian Bach.

#1 Präludium in C-Dur aus „Das Wohltemperierte Klavier“ Teil 1, BWV 846

Das Präludium in C-Dur aus dem ersten Band des Wohltemperierten Klaviers gehört zu den bekanntesten Klavierstücken der Welt. Der Name des Gesamtwerkes geht auf die wohltemperierte Instrumentenstimmung zurück, die Bach in seiner Arnstädter Zeit kennengelernt hat und die dafür sorgte, dass in allen Tonarten komponiert werden konnte. Das war zuvor bei der mitteltönigen Stimmung nicht der Fall, denn damit hörten sich manche Tonarten furchtbar verstimmt an. Bach zelebrierte die neuen musikalischen Möglichkeiten mit seinem zweibändigen Werk „Das Wohltemperierte Klavier“, in dem er zwei Mal mühelos durch alle Tonarten wandert. Den Anfang macht das Präludium in C-Dur, das Lang Lang uns nun vorspielt.

#2 Aria aus den Goldberg-Variationen

Auch wenn der Name Goldberg-Variationen wahrscheinlich nicht von Bach selbst vergeben wurde, das umfangreiche Werk ist derart genial komponiert und trägt deutlich die Handschrift des großen Meisters. Im ersten Stück namens „Aria“ wird das thematische Material vorgestellt, anschließend in insgesamt 30 Variationen verändert, umspielt und auch drei Mal nach Moll übertragen, bevor es dann zum Schluss noch einmal die ruhige und meditative Aria erklingt und damit für einen perfekten Abschluss des Werks sorgt. Der amerikanische Pianist Jeremy Denk trifft den gütigen Charakter der Aria perfekt. Im zweiten Video stellt er zudem einige Kompositionstechniken vor, die Bach in den Goldberg-Variationen verwendet hat.

#3 Adagio aus dem „Konzert für Oboe und Orchester“ in d-Moll nach Marcello, BWV 974

Am Anfang des 18. Jahrhunderts komponierte Alessandro Marcello sein Konzert für Oboe und Orchester in d-Moll. Noch bevor eine Druckausgabe des Stücks im Jahr 1717 veröffentlicht wurde, gab es bereits eine Bearbeitung für Tasteninstrumente von Bach, die später als eigenes Werk ins Bach-Werke-Verzeichnis aufgenommen wurde und dem orchestralen Stück zu zusätzlicher Popularität verhalf. Der zweite Satz des Konzerts, das Adagio, besteht aus einer wundervollen Kantilene, die über der – zu dieser Zeit weit verbreiteten Quintfallsequenz – schwebt. Diese Kombination entfaltet eine ungeheure klangliche Wirkung. Der neue Star-Pianist des Labels „Deutsche Grammophon“ Víkingur Ólafsson hat das Adagio in sein Repertoire übernommen.

#4 Jesu bleibet meine Freude aus Kantate BWV 147, Transkription Myra Hess

Die Kantate „Herz und Mund und Tat und Leben“ BWV 147 enthält unter anderem die Choralbearbeitung „Jesu bleibet meine Freude“, die Bach ursprünglich für Chor, Streicher, Oboen und Trompete komponiert hat. Ab dem 20. Jahrhundert, wurde das Stück immer öfter als Einzelkomposition aufgeführt, denn dessen festlicher Charakter eignet sich hervorragend für offizielle Anlässe wie zum Beispiel Hochzeiten oder weihnachtliche Feste. Die wohl bekannteste Bearbeitung des Werks für Klavier stammt von der britischen Pianistin Myra Hess aus dem Jahr 1926, die der Ausnahmekünstler Daniil Trifonov nun für uns interpretiert.

#5 Contrapunctus 13 rectus aus „Kunst der Fuge“

Genau wie die Goldberg-Variationen ist auch die Kunst der Fuge eine Sammlung von Stücken, die sich um ein bestimmtes musikalisches Thema dreht. Hier erkundet Bach allerdings ausgiebig die kompositorischen Möglichkeiten von Fugen, die nach einem bestimmten Kompositionsprinzip aufgebaut sind. Nachdem eine Stimme das Fugenthema vorgestellt hat, wiederholt die zweite Stimme dieses, während die erste Stimme das Thema bereits verändert. Es folgen weitere Themeneinsätze in weiteren Stimmen oder die Wiederholung des Themas in den bereits vorhandenen Stimmen. Dadurch entsteht der Eindruck, eine Stimme würde vor der oder den anderen fliehen, was zum Name Fuge führte. Stellvertretend für diese Gattung und den Zyklus „Die Kunst der Fuge“ hören wir nun den dreistimmigen Contrapunctus 13 in seiner Urform namens „recto“, ebenfalls von Daniil Trifonov gespielt.

Zwei Zugaben

Zu den besten Klavierstücken von Johann Sebastian Bach gehören aus unserer Sicht zwei weitere Transkriptionen, die nicht vom Komponisten selbst verfasst wurden. Der dekorierte Pianist Wilhelm Kempff übertrug den wundervollen zweiten Satz der Flötensonate in Es-Dur, BWV 1031 auf sein Instrument, hier von Lang Lang gespielt.

Víkingur Ólafsson bringt nun zum Abschluss den zweiten Satz der Orgelsonate No.4, BWV 528 zu Gehör, der vom deutschen Klaviervirtuosen August Stradal für das Klavier transkribiert wurde.