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Piano Duo: Alexandra Sostmann & Michael van Krücker

Piano-Duo Sostmann van Krücker
Piano-Duo: Alexandra Sostmann - Michael van Krücker (Bild: Dominik Mentzos)
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Piano Duo – das vierhändige Spiel auf einem Klavier – ist sicher nicht die leichteste Disziplin der Kammermusik. Umso bemerkenswerter ist es, wenn man ein Piano Duo hört, dessen Darbietungen eine solche Leichtigkeit vermitteln wie es Alexandra Sostmann und Michael van Krücker gelingt.

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Auf der Suche nach Musik von Debussy stoße ich bei Youtube auf die wundervolle Einspielung des Stücks Six Épigraphes Antiques – Alexandra Sostmann & Michael van Krücker – Piano Duo. Da dieses Stück von Debussy auch als zweihändig gespielte Version existiert, bin ich beim ersten Hören der Aufnahme etwas irritiert. Denn es klingt für mich zunächst danach, als würde da eine Person am Klavier sitzen. Faszinierend!

Vier Hände – ein Klavier

Alexandra Sostmann und Michael van Krücker spielen nicht nur parallel an zwei Klavieren, sondern auch an einem Klavier. Diese Darbietungsform hat Michael van Krücker bereits in einer früheren Duo-Konstellation intensiv verfolgt, wobei sogar Aufnahmen mit Symphonie-Orchester entstanden sind – eine eher seltene Konzertform.

Das vierhändige Musizieren ist vielleicht wohl die höchste oder schwierigste Form in der Kammermusik.

- Michael van Krücker

Alexandra Sostmann und Michael van Krücker – beide als Konzertpianistin bzw. Konzertpianist ausgebildet und mehrfach bei internationalen Klavier- und Kammermusikwettbewerben ausgezeichnet – man könnte meinen, dass ohnehin eine Darbietung über jeden Zweifel erhaben ist. Aber im Gespräch mit ihnen stelle ich fest, dass es mehr braucht als ein hohes Maß an spielerischer Perfektion und Musikalität.

Ich bin neugierig, wie man im Klavierduo ein Zusammenspiel erreicht, das klanglich so ausgewogen ist und doch die Nuance und Persönlichkeit beider Künstler*innen widerspiegelt. Ebenso bewundere ich die spielerische Leichtigkeit, die Alexandra Sostmann und Michael van Krücker im Piano Duo vermitteln.

Debussy Six Épigraphes Antiques - Sostmann & van Krücker - Piano Duo

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Sie beide arbeiten in den unterschiedlichsten Konstellationen – solistisch, kammermusikalisch, Ballett, Theater. Wie unterscheiden sich die Anforderungen an Sie? Ich stelle mir vor, dass ganz andere Entscheidungen zu treffen sind, ob man nun Solo oder im Ensemble spielt.

Alexandra Sostmann (AS): Das ist jeweils sehr unterschiedlich, ob ich nun kammermusikalisch spiele oder solistisch auftrete. Das sind zweierlei Dinge, die jeweils für sich eine ganz andere Schwierigkeit und auch unterschiedliche Aufgaben in sich haben. Beim Spielen allein beispielsweise hat dieses Mit-sich-allein-Sein auch etwas Schönes. Aber es es birgt auch einen Druck, wenn man ins Konzert geht. Weil man eben versuchen muss, in Fokus zu sein, um etwas Tolles zu bieten und mit seinem Publikum agieren zu können. 

Auch dieses Agieren ist kammermusikalisch einfacher. Ich habe den Eindruck, das es dort leichter ist, mit dem Publikum zu kommunizieren als alleine auf der Bühne. Auch vom Raum her – es ist etwas ganz anderes, ob ich dort zusammen im Duo, Trio oder Quartett spiele oder eben alleine am Flügel sitze. Ich finde, wenn man Solo spielt, dann konzentriert sich alles sehr auf die Darbietung, um sein Publikum mit dem Klang und der – im positiven Sinne – körperlichen Anspannung zu packen.

Im Piano Duo z.B. ist das einfacher, da man die Anspannung teilt – und es macht auch mehr Spaß würde ich sagen, weil da eine gute anregende Energie von den anderen kommt. Beim Solospielen muss diese Energie komplett aus einem selber heraus kommen. 

Und wenn man mal einen schlechten Tag erwischt, dann muss man damit selber fertig werden. 

AS: Das ist in der Tat dann schwer. Aber das gehört natürlich genauso dazu, auch wenn das unter Umständen gar nicht so lustig ist. Ich habe mal einen Kollegen erlebt, der nach einem – seiner Meinung nach misslungenen – Konzert tatsächlich gelacht hat darüber, was denn gerade mit ihm los gewesen sei…

Bewundernswerte Weise, damit fertigzuwerden.

Michael van Krücker (MvK): Es ist in der Tat manchmal ein einsamer Beruf, wenn man solistisch unterwegs ist. Wenn wir hingegen im Piano Duo spielen, dann ist das ja erstmal eine gemeinsame Freude. Man fährt zum Auftrittsort, verbringt die Zeit vor und hinter der Bühne, geht nach dem Konzert dann essen. Dies verbindet sehr.

Als Solist kann man ja auch in Begleitung unterwegs sein, aber das ist glaube ich nicht das gleiche?

MvK: Da fehlt ja die gemeinsame Zeit auf der Bühne, das ist schon etwas ganz anderes.

AS: Auf jeden Fall. Wenn man z.B allein auf Konzertreise ist, dann fühlt es sich eben ganz anders an. Da wirst du morgens vom Hotel abgeholt und du denkst auf dem Weg zum Konzertsaal:  „Schade, jetzt hast du mal wieder von der Stadt gar nichts gesehen“ – solche Dinge eben. 

Alexandra Sostmann (Bildquelle: Felix Broede)
Alexandra Sostmann (Bildquelle: Felix Broede)
…natürlich geht es auch darum, dass unsere individuellen Klangvorstellungen zusammenpassen.

- Alexandra Sostmann

Debussy Six Épigraphes Antiques – Piano Duo

Auf Youtube bin ich auf Ihre Aufnahme von Debussy Six Épigraphes Antiques aufmerksam geworden, wo Sie beide im Piano Duo spielen. Eine wunderschöne Audioaufnahme, wo ist die entstanden?

AS: Das liegt schon eine ganze Weile zurück und war Teil eines Konzerts in der Nähe von Düsseldorf. Wir hatten halt die Aufnahme und dachten uns, wir stellen es mal rein.

Sehr gut, ich würde mir wünschen, mehr von Ihnen zu hören.

MvK: Ich darf Sie beruhigen: Es ist einiges in Planung. Wir haben Aufnahmen für eine Online-Präsentation, die aber noch bearbeitet werden müssen. Und unsere erste gemeinsame CD-Einspielung ist auch in Vorbereitung.

Den Youtube-Kanal habe ich auf jeden Fall abonniert. Wie kam es eigentlich zu Ihrer Zusammenarbeit als Klavierduo?

AS: Wir haben vorher beide in anderen Klavierduos gespielt, die sich irgendwann trennten. So waren wir beide wieder alleine auf dem Markt (lacht). Dann ergab sich der glückliche Zufall, dass wir uns als Teil der Jury bei einem Wettbewerb trafen. Wir haben gleich festgestellt, dass wir uns musikalisch mögen und hatten relativ schnell die Idee, gemeinsam im Duo zu spielen.

Hatten Sie da gleich auch ein Idee, welchen musikalischen Raum Sie da beschreiten wollen?

AS: Es muss erstmal menschlich passen, und ich glaube wir sind beide keine überheblichen Typen. Es geht ja erstmal um die Kommunikation, weil man ja die Stücke auch gemeinsam erarbeiten muss. Und natürlich geht es auch darum, dass unsere individuellen Klangvorstellungen zusammenpassen. Das sind auf jeden Fall Dinge, die unbedingt stimmen müssen.

MvK: In der Tat weiß man beim Spielen im Piano-Duo schon nach sehr kurzer Zeit, ob man menschlich und musikalisch zueinander passt oder nicht. Wenn es in diesem kurzen Zeitraum nicht passt, dann wird es wohl niemals funktionieren. Die hohe Kunst des vierhändigen Musizierens ist die gemeinsame Einheit im Zusammenspiel und trotzdem muss alles ganz leicht klingen. Und dies gelingt nur, wenn die menschlich-musikalische Ebene keine Probleme offeriert.

AS: Ich finde es wichtig, dass man sich gegenseitig zuhören und dem anderen seinen Raum lassen kann – und umgekehrt. Das hat auch etwas mit Respekt zu tun. Jeder bringt ja sich ein und auch vieles mit. Das gilt es zu respektieren im gegenseitigen Austausch. Man muss ja nicht immer einer Meinung sein, aber dann geht es darum, dass man irgendwie offen ist. Ein respektvoller und liebevoller Umgang miteinander, den ich auch an Michael sehr schätze, ist extrem wichtig für ein Piano-Duo-Projekt.

Michael van Krücker - Konzertpianist (Foto: Marsha Glauch)
Michael van Krücker (Foto: Marsha Glauch)

Wenn wir jetzt von der klanglichen Entwicklung sprechen, dann stelle ich mir vor, dass man gemeinsam nach einem bestimmten Klangraum sucht. Aber dann sind da eben diese beiden Persönlichkeiten. Wann kommt man zu viel vor oder wann geht man unter in dem Gemeinsamen? Dieses Austarieren stelle ich mir als eine sehr sensible Angelegenheit vor.

MvK: Sein Ego sollte man da erst einmal ganz hinten anstellen. Das vierhändige Spiel ist vielleicht wohl die höchste oder schwierigste Form in der Kammermusik. Man sitzt nun mal direkt nebeneinander und möchte erreichen, dass es möglichst so klingt, als würde eine Person mit zwei Händen – und nicht viele verschiedene Hände – spielen. Homogenität im Zusammenspiel, gepaart mit künstlerischer Freiheit und Individualität ist hier der passende Schlüssel.

 Ich konnte beim ersten Hören des Debussy-Stücks gar nicht glauben, dass ich da vier Hände spielen höre. Wäre das also das anzustrebende Ziel beim Piano-Duo-Spiel?

AS: Ja, auf jeden Fall. Wenn man jetzt im Duo mit Klavier und Geige spielt z.B., dann haben die Streicher den Vorteil, dass sie sich noch in den Ton „hineinstreichen“ können. Beim Klavier aber ist der Ton sofort da. Insofern muss man im Klavierduo den anderen spüren können, man muss innerlich gemeinsam das Atmen des anderen spüren. Das muss einfach stimmen.

Es ist vielleicht eine dumme Frage, aber wie arbeitet man im Piano Duo mit den Pedalen? 

MvK: Das sprechen wir ab. Wenn z.B. Alexandra ein Solo spielt, übernimmt sie in den meisten Fällen das Pedal. Und in den Stellen, wo wir dann wieder zusammen vierhändig spielen, versuche ich, mein Bestes zu geben, um einen positiven Gesamtklang zu erreichen, damit jeder von uns mit dem Ergebnis zufrieden ist.

AS: Wenn man dann die Person ist, die das Pedal nicht hat, muss man sich auf den anderen verlassen können. Jedoch sollte man sich auch von der Vorstellung lösen, dass man für den klanglichen Ausdruck das Pedal eigentlich selber spielen müsste. Das ist erstmal eine ganz schöne Umstellung.

Gut, ich würde mir jetzt vorstellen, dass das Pedalspiel durch den Text des Werkes eigentlich vorgegeben ist. Aber ich befürchte schon, dass es ganz so einfach nicht ist.

AS: Ja, genau (lacht). Das ist ein bisschen schwieriger. 

MvK: Hier bringen wir beide aber auch einfach viel Erfahrung mit. Und wenn wir gemeinsam am Klavier sitzen, dann kennen wir schon die gegenseitigen Vorstellungen und Wünsche.

Sostmann & Krücker – Piano Duo: Repertoire

Mit dem Duo gehen Sie ein breites musikalisches Spektrum an – auf Ihrer Website steht Minimal, Impressionismus, Tango Nuevo. Letzteres steht dann vermutlich für die Musik von Astor Piazzolla?

AS: Nicht nur. Piazzolla ist sicher der berühmteste, aber es gibt noch andere argentinische Tango-Komponisten.

Ist mit Minimal dann eher Erik Satie gemeint oder Minimal-Komponisten wie z.B. Steve Reich?

MvK: Durchaus. Aber auch Morton Feldman, Philip Glass, Arvo Pärt – diese Richtung.

AS: Das sind aber nur drei Namen, die für das stehen, was wir an Minimal lieben. Unserer Repertoire ist größer und wir erweitern es in diesem Bereich ständig. 

Man muss sich selber zurücknehmen und sich auf die Suche begeben nach dem Klang.

- Alexandra Sostmann

Wenn Sie sich mit neuem Repertoire beschäftigen, findet sicher doch auch eine Auseinandersetzung über Klangvorstellungen statt?

AS: Aber ja, auf jeden Fall. Man fragt sich, was ein Komponist sich vorgestellt haben mag oder was der andere dabei denkt und empfindet. Ebenso kann man sich über Farben austauschen usw.

Gehen Sie auch gedanklich zurück in die Zeit einer Epoche, in welcher ein Stück entstanden ist?

Ja, ich finde es sehr wichtig, zu recherchieren, um sich in die Gefühlswelt eines Komponisten hineinzudenken. Bei den Six Épigraphes Antiques von Debussy z.B.: Es war damals ja eine Zeit des Umbruchs, der neuen Welt, man hat viel Neues kennengelernt, und Debussy war ein vielfältig interessierter Mensch. So etwas muss man wissen.

Das ist sicher hilfreich, um den Ausdruck der Musik zu treffen, wobei vermutlich immer auch die eigene Perspektive aus der heutigen Zeit mit einfließt. Und dann bleibt die Frage, was davon bei den Hörern ankommt.

MvK: Wenn wir unsere Konzerte spielen, begleiten wir das Ganze auch sprachlich und erzählen den Zuhörern etwas über den zeitlichen Rahmen und die Musik. Dies muss nicht sehr lange sein. Es geht einfach nur darum, dass das Publikum eine ungefähre Vorstellung davon bekommt, was es jetzt erwartet.

AS: Gerade wenn man ein zeitgenössisches Programm spielt, dann können sich ältere Herrschaften im Publikum schon mal schwertun damit. Und wenn man ihnen dann etwas mit an die Hand gibt, dann hilft das schon enorm.

Schauen Sie sich das Publikum an, wenn sie das nach dem Konzert den Saal verlassen?

MvK: Wenn es nicht vorher schon den Saal verlassen hat (lacht). Spaß beiseite: Ja, sehr gerne und wir scheuen auch nicht den persönlichen Kontakt.

AS: Ich finde, es ist ein schöner Moment, natürlich auch, wenn man dann noch CDs signieren darf. Und man kommt ins Gespräch, denn die Leute scheuen sich dann nicht, ihre Fragen zu stellen. Wenn man dann noch den direkten Austausch hat, dann ist das sehr schön und auch interessant.

Ist das Duo ein reines Konzert-Projekt oder sind auch Aufnahmen und Veröffentlichungen geplant?

AS: Weitere Aufnahmen werden sicher noch noch kommen, das haben wir uns auf jeden Fall fest vorgenommen.

Darauf freue ich mich schon sehr. Vielen Dank für das tolle Gespräch.

Internet-Links zum Thema

Offizielle Website: www.sostmannvankruecker.de

Alexandra Sostmann

Website
Apple Music
Spotify

Michael van Krücker

Website
Apple Music
Spotify

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