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Vintage Keyboards: Vermona Piano-Strings

  • Vermona Piano-Strings ist eine Kombination aus String-Ensemble und Elektro-Piano aus den 1970er Jahren.
  • Das Vermona Piano-Strings ist heute ein gefragtes Vintage Keyboard und ist vollständig auf Transistor-Technik aufgebaut.
  • Technisch sehr ähnlich aufgebaut wie das Piano-Strings war damals auch das Vermona E-Piano erhältlich.
Vermona Piano Strings - Vintage Keyboard
(Bildquelle: D. Stork)
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Der Piano/Strings-Layer – es ist vermutlich die beliebteste Klangkombination, seitdem es elektronische Tasteninstrumente gibt. Bereits in den 70er-Jahren kam das Vermona Piano-Strings heraus mit eben der damals seltenen Möglichkeit, diese beiden Sounds gleichzeitig spielbar zu machen. Ansonsten waren zu jener Zeit eher reine String-Ensembles verbreitet.

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Die Sounds des Vermona Piano-Strings haben natürlich nichts mit den den heutigen Sample-basierten Sounds gemein, wenn man einen möglichst authentischen Klang als Maß aller Dinge betrachtet. Dennoch ist eben dieser analoge „Transistor-Sound“ der 1970er absoluter Kult und wird gerade wegen seines eigentümlichen Klangcharakters geschätzt – auch wenn das heute vielleicht als „cheesy“ wahrgenommen werden kann.

Demo des Piano-Strings von Synthfluencer

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Die Klangerzeugung des Vermona Piano-Strings

Wie alle String-Synthesizer dieser Ära basiert auch die Klangerzeugung des Vermona Piano-Strings auf einer Frequenzteilerschaltung, welche dank der Transistorentechnik für damalige Verhältnisse sehr platzsparender gebaut werden konnte. Sehr ähnlich war auch das Farfisa Professional Piano aufgebaut.

Ein Vorteil dieser Technik: String-Ensembles wie das Vermona Piano-Strings können vollpolyfon gespielt werden. Wie geht das?

Wie funktioniert eigentlich eine Frequenzteilerschaltung?

Im Herzen der Klangerzeugung schwingen 12 Master-Oszillatoren – für jeden Ton in chromatischer Reihenfolge ein Oszillator. Damit ließe sich also gerade mal eine Oktave bestreiten.

Jetzt kommt die Frequenzteilung ins Spiel. Sie halbiert die Tonhöhe jedes Master-Oszillators in mehreren Stufen. Also im Prinzip so: Ausgehend vom hohen A bei 1760Hz entstehen durch Teilung 880Hz, 440Hz, 220Hz, 110Hz. Aus dem Ausgangston werden die darunter liegenden Oktaven erzeugt, die dann über die 5-Oktaven-Tastatur spielbar gemacht werden können.

Beim Vermona Piano-Strings wurde der Teilerschaltkreis auf einer postkartengroßen Platine untergebracht, was auch die kompakten Maßen und das geringe Gewicht der neuen Instrumentengeneration erklärt.

Aber auch der eigenständige Klang der String-Ensembles von damals rührt von der Frequenzteiler-Schaltung her. Im Gegensatz zum Klavier etwa, wo jeder einzelne Ton individuell schwingt, sind die Oktaven phasengleich zum Ausgangston. Das bedeutet: Es existiert keinerlei Schwebung, nicht mal eine minimale Abweichung.

Für sich betrachtet klingt der Sound erstmal recht unterkühlt und starr. Für Schwebung und Modulation im Klang sorgt ein Chorus-Effekt, wie er u.a. auch in vielen Stringmachines und Effektgeräten eingesetzt werden.

Vermona Piano - Bildquelle: Niels Gattung
Das Vermona E-Piano (Bildquelle: Niels Gattung)

Sound des Vermona Piano-String

Der Sound des Piano-Strings ist ziemlich eigen, eine Mischung aus Stranglers und Lolek & Bolek. Die Strings klingen je nach Einstellung weich und warm, können aber einem Logan- oder Solina-Stringssynth in Sachen Breite und Fülle nicht das Wasser reichen. Trotzdem sind (vor allem in den höheren Lagen) gute und ausdrucksvolle synthetische Klänge möglich. Ein gewisser Cheese-Faktor wird kostenlos mitgeliefert.

Interessant und charakterstark klingt die Percussiv-Abteilung. Hier sind je nach Klangmischung schöne, leicht psychedelisch angehauchte, Spinett-artige Keyboard-Sounds möglich, die man so nirgendwo anders findet.

Man kann zwar nur die Strings- oder Percussionsektion alternativ nutzen, aber durch das Drücken mehrerer Taster in der Effekt-Abteilung ist es möglich, die Percussion bzw. Pianoklänge mit den Hüllkurven der Strings zu versehen, wodurch die klangliche Bandbreite noch einmal erweitert wird. Das Gerät ist eine Bereicherung für alle, die siebziger Jahre-Keyboard-Sounds mögen und Musik im Stil des französischen Elektro-Pop-Duos Air machen.

Elektronische Musikinstrumente aus der DDR

Das Vermona Piano-Strings ist die deutsche realsozialistische Stringmachine. Das Gerät war in den siebziger und achtziger Jahren ein begehrtes Instrument im Osten.

Mit der Produktion elektronischer Musikinstrumente wurde in der DDR schon in den fünfziger Jahren begonnen. 1963 übernimmt die frühere in Klingenthal ansässige Akkordeonfabrik F.A. Böhm die Produktion der Orgeln und bringt neben dem elektromagnetischen Claviset von 1963 (das dem Hohner Pianet ähnelt), 1964 die Transistororgel EMP 3 mit der feurigen Modell-Bezeichnung Matador heraus. Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre folgen zwei weitere Ionika-Modelle und die technisch gereifte und leistungsfähigere TO 200-Weltmeister-Reihe, die z.B. von der Beat-Band Los Banditos eingesetzt wird.

Vermona Logo

Der neue Firmenname: Vermona

1972 schuf man den neuen Firmennamen Vermona mit dem dynamischen Logo und die neue ET Orgel-Serie ging an den Start; sie wurde u.a. durch Barbara Morgenstern bekannt (sie benutzt das Modell ET 6-1). Nachdem Vermona zwei Drumcomputer (ER 9 und DRM) herausbrachte, befasste man sich ab 1977 bei der VEB Klingenthal mit der Entwicklung eines elektronischen E-Pianos, da dieser Sound in der Popmusik dieser Dekade sehr dominant war und brachte im gleichen Jahr den Phaser 80 heraus, dessen Technik z.T. auch beim E-Piano und Piano-Strings eingesetzt wurde.

Vermona E-Piano und Piano-Strings

1978 war es dann soweit: das Vermona E-Piano und das Piano-Strings gingen in die Serienproduktion. Die reine E-Piano-Version ist im Gegensatz zum Piano-Strings mit einem Tremolo-Effekt ausgestattet. Die Stringmachine kostete stolze 5.050,- Ostmark (das E-Piano kostete 4.500,-), ein kleines Vermögen für die meisten DDR-Musiker, aber damals immer noch billiger als ein nahezu unerschwinglicher West-Synth. Vermona Geräte erfreuten sich bei den sozialistischen Bruderländern zunehmender Beliebtheit. Der Großteil der Piano-Strings-Modelle wurde in die UDSSR exportiert, auch heute noch werden die meisten Gebrauchtgeräte dort angeboten.

Prospektmaterial zu Vermona Piano-Strings und E-Piano
Prospektmaterial zu Vermona Piano-Strings und E-Piano

PIANOO.de sagt Danke!

Für wertvolle Informationen danken wir Vermona-Spezialist Rolf Weichert (roweservice@t-online.de Tel.: 037422 2782), der 33 Jahre bei Vermona beschäftigt war, viele Instrumente mitentwickelt hat und bis heute Vermona-Service anbietet.

Ebenfalls danken wir Lutz Würker von www.vermona-ddr.de sowie Niels Gattung für Bildmaterial zu Vermona Piano-Strings und E-Piano.

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