Fahrstuhlmusik, Muzak, Funktionsmusik. Ich glaube da steht schnell auch das Missverständnis oder der Vergleich mit zweckgebundener Musik im Raum. Musik eben, die uns im Supermarkt mehr Einkaufen lässt usw.
TK: Aber stell dir vor, du gehst so vor: du sagst nicht „Bügeln ist belanglos, also mache ich eine belanglose Musik und dann wird’s schon passen.“ Sondern: „Nein, Musik hat im Prinzip diese spirituelle Kraft, wie sie sich auch bei ständig wiederholten Handlungen einstellt. Und die Musik, die ich für solche Beschäftigungen mache, möchte ich so gestalten, dass sie das maximal fördert.“
Was auch immer die Beschäftigung sein mag.
TK: Das mit dem Bügeln ist natürlich eine Metapher. Wenn ich ein Stück Musik mache, dann stelle ich mir am liebsten als Zuhörer eine Person vor, mit der ich mich auch gerne unterhalten würde. Und diese Person befindet sich allein in einem Raum, in dem Stille herrscht. Und sie macht entweder nix oder etwas sehr wenig Dynamisches. Also kein Workout im Fitness-Studio – das wäre dann eine ganz andere Musik. Mir geht es um eine ruhige, konzentrierte Situation und wie könnte der Soundtrack dazu aussehen, dass die Musik diesen Moment möglichst perfekt ergänzt. Vielleicht so, dass du die Musik erst in dem Augenblick wahrnimmst, wenn du sie abschaltest. Und bis dahin – ganz ähnlich wie es bei Filmmusik ist – war die Musik ein „Geschmacksverstärker“ des ganzen Drumherum. Das finde ich so faszinierend an Musik, die scheinbar mit wenigen Mitteln daherkommt: Gerade wegen ihrer Einfachheit ist sie dazu in der Lage, Sinneswahrnehmungen zu intensivieren. Optimal ist es, wenn du als Hörer etwas in der Musik aufgreifst, ihr vielleicht für einen Moment ganz bewusst folgst und dann aber nicht dadurch enttäuscht wirst, dass sich etwa die totale Belanglosigkeit offenbart, sondern du feststellst, dass darin etwas für dich Bedeutendes steckt. Das ist mir wichtig.
Denkst du beim Komponieren bewusst daran, eine Geschichte an einer bestimmten Stelle weiterzuspinnen oder kommt das intuitiv in dem Moment?
TK: Ich würde sagen, das ist ein spezieller Mix. Am besten kann ich das wohl am Beispiel von Trance Groove oder – noch konsequenter – Stefan Krachtens Folgeprojekt Goldman beschreiben, wo wir als ganze Band im Prinzip so vorgingen. Wenn wir die Bühne betraten, dann stand vorher eigentlich nichts fest – kein Beat, kein Tempo, kein Akkord, nicht mal eine Tonart. Irgendwer fing an, die anderen folgten und wir spielten zusammen.
Andere würden es wohl als eine Jam-Session bezeichnen.
TK: Auch hier ganz wichtig zu verstehen: Es ist nicht beliebig oder belanglos. Wir gehen auf die Bühne immer mit dem Anspruch, dem Publikum ein komplettes Stück Musik abzuliefern, das wie komponiert und arrangiert klingt mit Anfang, Mittelteil und Ende. Es kam regelmäßig vor, dass uns Leute nach den Gigs fragten, auf welchem unserer Alben ein bestimmtes Stück zu finden sei. Unsere Arbeitsweise war aber genau umgekehrt: wir haben Konzerte mitgeschnitten, um im Nachhinein aus diesem Material die Alben zu arrangieren.