Niklas Paschburg live
Wie bringst du das alles auf die Bühne?
Niklas: Das Herz vom ganzen Live-Setup ist Ableton Live. Dort habe ich die Strukturen der Songs als Patterns und Scenes angelegt. Das ermöglicht es mir, die einzelnen Parts der Songs gezielt anzusteuern. Ich kann spontan einen Part überspringen, kann jederzeit auf den Punkt genau zu einem bestimmten Part zurückkommen. Das kann ich auf der Bühne frei entscheiden.
Nutzt du Ableton Live auch für das Live-Looping, um z.B. die Bassdrum aufzunehmen und als Loops im Arrangement zu verankern.
Niklas: Ja, genau. Es gibt zwar auch gute externe Looper, und dann brauchst du gar keinen Computer oder Laptop. Mir war es aber wichtig, dass ich jedes Signal einzeln ausspielen kann. Und das ist bei den meisten dieser Geräte nicht möglich. Außerdem ist es mir wesentlich lieber, alles in einem zentralen Projekt zu haben.
Beim Live-Looping muss man immer auch der Versuchung widerstehen, zu viele Elemente zu schichten. Wie hältst du die Balance dabei?
Niklas: (lacht) Ich kämpfe dabei immer so ein bisschen. Man hat immer noch eine und noch eine Idee und weiß am Ende nicht, wo man es unterbringen soll. Aber für mich hat das viel mit Ausprobieren zu tun. Damit beginne ich in meinem Studio. Ich versuche dann immer abzuwägen: Sind es vielleicht zu viele Parts, sodass ich mich schon fast um nichts anderes mehr kümmern kann beim Spielen? Habe ich dann noch die Möglichkeit, das Klavier zu spielen? Irgendwann nehme ich das Stück dann mit auf die Bühne, um es weiter zu testen. Stelle ich dann fest, dass alles zu viel ist, verwerfe ich auch Dinge und suche nach einer neuen Lösung.
Live-Location und Dramaturgie
Aber man stelle sich vor – alles ist perfekt vorbereitet, du kommst auf die Bühne und stellst spontan fest, dass die Intensität der Musik nicht zur Stimmung in der Location passt. Kommt so etwas vor und kannst du dann darauf eingehen?
Niklas: Tatsächlich kommt so etwas vor, und ich bin darauf vorbereitet. Ich spiele in sehr unterschiedlichen Locations – einmal in Kirchen, wo es sehr atmosphärisch und ruhiger ist. Dann wiederum spiele ich in Clubs, wo dann die Leute stehen und auch tanzen können. Das hat viel mehr Energie …
… und erfordert eine andere Intensität.
Niklas: Genau. So existieren im Grunde zwei Varianten des Live-Sets. Aber ich spiele auch anders. Ist die Atmosphäre ruhiger, dann spiele ich auch die Bassdrum sanfter, spiele sanfter Klavier und reize auch die Synthesizer nicht bis an ihre Grenzen aus. Im Club weiß ich dann, dass ich Gas geben und richtig laut sein kann. Auch die Auswahl und Reihenfolge der Songs kann sich spontan ändern, wenn ich das Gefühl habe, dass etwas nicht passt.
Du nutzt sehr unterschiedliches Equipment – wo würdest du dich selber einordnen: Elektronik oder Piano?
Niklas: Das ist sehr schwierig. Und im Grunde möchte ich mich da gar nicht festlegen. Denn es ändert sich ständig – mal ist für mich das Klavier das Instrument. Es ist dann absolut im Mittelpunkt und ich bastle alle andere Sounds drumherum. Bei manchen Songs aber spielt das Klavier dann gar nicht mehr die Hauptrolle. Nimm z.B. Blooming in C minor – das würde ich als Elektronische Musik bezeichnen.
Aber – wie bei vielen anderen deiner Tracks auch – mit vielen akustischen Elementen. Das Klavier nutzt du ja für rhythmische Patterns, Texturen und Sequenz-Motive und oben drauf dann noch mal eine Melodie usw.
Niklas: Das stimmt schon – mir sind die akustischen Sounds einfach sehr wichtig. Ich wollte auch unbedingt eine akustische Bassdrum haben, da ich das Gefühl habe, dass das lebt, da ich das Instrument spontan so unterschiedlich spielen kann.