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Vintage Keys: Korg M1 Workstation – der 90s House-Piano-Sound

  • 1988 vorgestellt und als Sensation gefeiert: Mit der M1 präsentierte Korg erstmalig ein Workstation-Konzept als Mix aus Synthesizer, Effekten und MIDI-Sequenzer.
  • Der Begriff „House-Piano-Sound“ ist von der Korg M1 geprägt, denn der eingespeicherte Klavierklang wurde in unendlich vielen Dance-Hits der 80/90er eingesetzt.
  • Wer den M1-Sound heute nachempfinden will, kann auf das Legacy-Instrument bzw. die iOS-App von Korg zurückgreifen.
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Ikonische Piano-Sounds: In den 90er-Jahren gab es jede Menge Dancefloor-Hits, die auf einem dominierenden, treibenden House-Piano-Riff basieren. Die Quelle vieler dieser Piano-Sounds (z.B. bei Madonnas Vogue oder Black Box´ Ride On Time), war ein schwarzer Monolith, der zu einer der erfolgreichsten Synths dieser Ära gehört und als erste Workstation in die Geschichte eingehen sollte: Korg M1.

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Die Korg M1 galt bei vielen Keyboardern als neue Wunderwaffe: Die Workstation wurde 1988 vorgestellt, kostete ca. 4.000,- D-Mark und schlug ein wie eine Bombe. Angeblich sollen ca. 250.000 Geräte verkauft worden sein.

Korg M1 „Workstation“

Neben den damals neuartigen Sounds war das Konzept „Workstation“ ein unschlagbares Verkaufsargument. Es versprach nach Allmacht strebenden, aber Fairlight-losen Keyboardisten eine All-in-one-Box, mit dem er seinen Gotteskomplex (welcher Produzent oder Tastenmensch hat den nicht?) zumindest partiell ausleben konnte, denn neben dem modernen, PCM-basierten Synthesizer sind ein Sequenzer, Drumsounds und eine leistungsfähige Effektsektion an Bord. Alles Features, die zu der Zeit keinesfalls selbstverständlich waren.

Einen Meilenstein der 1980er: Korg M1 (Foto: J. Sunderkötter)
Einen Meilenstein der 1980er: Korg M1 (Foto: J. Sunderkötter)

Krasses Design

Die Korg-Designer haben bei der M1 ganze Arbeit geleistet. Der mattschwarze Synth mit den abgerundeten Kanten sieht aus, als käme er aus einem futuristischen Paralleluniversum. Und man verzeiht ihm auch die minimalistische – d.h. nicht eben intuitiv zu bedienende Oberfläche – mit nur drei beweglichen Bedienelementen, nämlich Volume-, Data-Fader, sowie dem Korg-typischen Joystick.

Typisch Korg: Ein Joystick für Pitchbend und Modulation. (Foto: J. Sunderkötter)
Typisch Korg: Ein Joystick für Pitchbend und Modulation. (Foto: J. Sunderkötter)

Dafür fällt das Display, das mit acht Funktionstastern ausgestattet ist, großzügig aus. Die 5-Oktaven-Tastatur lässt sich angenehm spielen und bietet Anschlagdynamik und Aftertouch. Zwei Card-Slots (einer davon auf der Rückseite) dienen der Zuführung von Sound-Sets und zusätzlichen PCM-Wellenformen.

Minimalistisches Bedien-Panel. (Foto: J. Sunderkötter)
Minimalistisches Bedien-Panel. (Foto: J. Sunderkötter)

Ikonische Sounds

Bei der Entwicklung des M1 und der Programmierung der Presets spielte Synthspezialist Jack Hotop eine wichtige Rolle. Um aus den mageren 4 MB Sample-Speicher alles rauszuholen, versammelte er Erstliga-Soundprogrammierer um sich (darunter Robby Kilgore, Michael Geisel und Peter Schwartz, der schon mit Bowie, Madonna und Cher zusammengearbeitet hat).

Der Einsatz der Topleute hat sich wirklich gelohnt; die Sounds wirkten z.T. ziemlich spektakulär; insbesondere die Kombination von spacigen Flächen und darunter geschichteten Loops (Universe) war damals ein Novum. Ein Klassiker wurde der ikonische, drahtige, leicht trashige  Piano-Sound, der sich wegen seiner Durchsetzungsfähigkeit gut in House-Produktionen einsetzen lässt.

Komplexe hybride Sounds sind eine Workstation-Spezialität. Der Prototyp dieser Sound-Welt ist wohl das Programm "00":  Universe aus der M1. (Foto: J. Sunderkötter)
Komplexe hybride Sounds sind eine Workstation-Spezialität. Der Prototyp dieser Sound-Welt ist wohl das Programm "00": Universe aus der M1. (Foto: J. Sunderkötter)

Korg M1: Komplexe Sounds durch AI-Synthese

Spontan bleibt man heute natürlich beim Begriff „AI Synthese“ hängen, der unter dem M1-Logo das Panel ziert. Das hat aber gar nichts mit „Artificial Intelligence“ zu tun. Gemeint ist damit „Advanced Integrated“-Synthese der Korg M1. Es ist einfach ein griffiger Begriff für „ROM-Sample-basierter Digital Synthesizer“.

Die Korg M1 ist 16fach polyfon und 8fach multitimbral. Im Combi-Mode lassen sich bis zu acht Sounds layern oder splitten, was die Polyfonie natürlich einschränkt. Basis der digitalen Klangerzeugung sind 144 PCM-Samples und Wellenformen (16 Bit, 32 kHz), die es sich im – nach heutigen Maßstäben – winzigen 4 MB-ROM gemütlich machen.

Das All-in-one-Keyboard. AI Synthese, Variable Digital Filter, Multi Digital Effector & Track Sequencer. (Foto: Jörg Sunderkötter)
Das All-in-one-Keyboard. AI Synthese, Variable Digital Filter, Multi Digital Effector & Track Sequencer. (Foto: Jörg Sunderkötter)

Aus heutiger Sicht lassen sich manche Presets nur noch als ironisches Zitat einsetzen. Produktionen mit vielen M1-Sounds klingen auch schnell wie die Backing-Tracks der Panflöten-Orchester aus der Fußgängerzone. Als Add-On ist die M1 jedoch auch heute noch interessant. Wegen des begrenzten Frequenzgangs der Samples lässt sich das Klangmaterial des Gerätes sogar gut in Arrangements einfügen.

Die Anschlüsse der M1 befinden sich an der Rückseite. (Foto: J. Sunderkötter)
Die Anschlüsse der M1 befinden sich an der Rückseite. (Foto: J. Sunderkötter)

Schwächen im Bass

Schwächen offenbaren sich im Bassbereich der Korg M1, denn fette Bässe, druckvolle Sequenzer-Sounds oder warme Analog-Klänge sind kaum machbar. Wenn man die Effekte abschaltet und die Sounds nicht gelayert werden, offenbart sich der etwas harsche und leblose Charakter vieler M1-Sounds.

Berühmte Songs mit Korg M1 „House“-Piano

Zu den bekanntesten Tracks mit dem M1-Piano gehört Madonnas Klassiker Vogue , der 1990 herauskam und von Shep Pettibone produziert wurde. Hier hört man das M1-Preset Piano 8´. Beim Italo-House Hit Ride On Time (das mit dem nervenden Vocalsample, deren Erzeugerin übrigens nie korrekt bezahlt wurde), in dem das Preset Piano 16“ zum Einsatz kommt. Dieses Preset wurde auch in Snaps Rhythm Is A Dancer und London Beats I’ve Been Thinking About You verwendet. Das unverwüstliche M1-Piano erklingt übrigens auch in Beyoncés 2022 erschienener Single Break My Soul.

Black Box: Ride On Time

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Mehr Informationen

Korg M1 heute

Wer heute den Sound der M1 nutzen möchte – eine Korg M1 wird auf dem Gebrauchtmarkt zwischen 300 und 500 Euro gehandelt. Auch heute noch ein tolles Keyboard mit robuster Verarbeitung und einer griffig spielbaren Tastatur.

Das damals neu präsentierte Konzept „Music Workstation“ hat viele Nachfolger bekommen – und nicht nur vom Hersteller Korg allein. Heute sind Workstations immer noch die Alleskönner schlechthin, allerdings deutlich aufgewertet.

Korgs aktuelle Workstation Nautilus enthält immer noch den einen oder anderen Sound aus dem M1-Repertoire, aber ansonsten sehr viel hochwertigen Sound-Content mit Streaming-Technologie, Physical-Modeling und vielem mehr. Workstations werden außerdem als 88er Version mit Piano-Tastatur angeboten.

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Korg iM1 - Music Workstation für iOS (Bildquelle: Korg)
(Bildquelle: Korg)

Korg M1 als Software

Auch auf dieser Ebene ist Korg präsent. Man kann daher auf die Legacy Synthesizer zurückgreifen, die Korg als Software für Windows und MacOS anbietet sowie auch die iOS App iM1. Letztere ist mit ca. 35 Euro wirklich günstig und bringt den originalen Sound der Workstation sehr gut rüber. Mehr noch: Mit optional per In-App-Kauf erhältlichen Voice Cards lässt sich das Sound Repertoire sogar noch auf die Nachfolgemodelle der Korg T-Serie erweitern.

→ Korg iM1 im Apple App Store

Korg iM1 im Test

Pro und Contra

  • Kultiger Vintage-Sound
  • Umfangreiche Sound-Library
  • Günstiger Preis
  • Gutes Edit-Konzept

Jörg Sunderkötter

ZUM TEST

Für Sound-Enthusiasten wie mich stellt sich gar nicht die Frage - Korg iM1 ist ein Must-Have. Die Sounds hatten damals einen solchen Impact, allein deshalb lohnt es sich, diese als App parat zu haben. Die App klingt unglaublich authentisch...


Korg iM1 :   29,99 €

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