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Test: Casio GP-510 Grand Hybrid – Homepiano

  • Das GP-510 ist das Top-Modell der zweiten „Grand Hybrid“-Generation, die Casio in Zusammenarbeit mit dem Pianohersteller C. Bechstein entwickelt hat.
  • Als Instrument der Oberklasse ist es deutlich über den herkömmlichen Homepiano-Modellen der hauseigenen Celviano-Reihe angesiedelt.
  • Im Mittelpunkt stehen die Verarbeitungsqualität, eine hochwertige Holztastatur und Sounds von drei berühmten Konzertflügeln.
Casio GP-510 Grand Hybrid Digitalpiano
(Bildquelle: Casio)
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Im Jahr 2015 präsentierte Casio zwei in Kollaboration mit dem Pianohersteller C. Bechstein gefertigte Homepianos: Mit den Modellen GP-500 und GP-300 startete der Hersteller seine neue Oberklassenserie „Celviano Grand Hybrid“. Der Nachfolger des Top-Modells nun hört auf den Namen Casio GP-510, welcher eine behutsame Weiterentwicklung des Vorgängers andeutet.

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Die „Natural Grand Hammer Action“-Holztastatur ist Casio hervorragend gelungen.

Während sich Casio mit seinen beiden Digitalpiano-Modellreihen Privia und Celviano ausschließlich auf die Budget- und die preiswerte Mittelklasse konzentriert, lässt das GP-510 gleich die 4000-Euro-Grenze hinter sich. Das merkt man seiner Hardware an: An dem fast 80 Kilo schweren Instrument wackelt nichts. 

Der schwarze Glanzlack, die Messingfüße vorne sowie das auf die Bechstein-Kooperation hinweisende Messing-Schild, vor allem aber auch das Upright-ähnliche Gehäuse verleihen dem GP-510 eine hohe Eleganz. Selbst die Tastaturabdeckung zum Einschieben besteht aus zwei soliden, schweren Holzteilen. Baubedingt durch deren Ausführung als Slider wird das Notenpult oben auf dem Pianodach angebracht.

Hybrid Digitalpiano mit Holztastatur: Casio GP-510 (Bildquelle: Casio)
(Bildquelle: Casio)

Hybrid-Ansatz: Die Hardware macht‘s

Die „Natural Grand Hammer Action“ – eine graduierte Hammermechanik-Tastatur – ist Casio hervorragend gelungen. Die Flügelklänge des GP-510 spielen sich darüber sehr ausdrucksvoll und mit hoher Präzision. Kein Wunder: Lange Tasten aus Holz kommen zum Einsatz.

Die Hammermechanik ist genau wie an einem akustischen Piano aufgebaut. Die Hämmer lösen dabei auch den Ton aus, nur geschieht dies über elektronische Elemente. Ausgewogen gewichtet und mit insgesamt drei Sensoren ausgestattet, liefert die Tastatur eine hervorragende Repetition. Die Tastenbeläge fühlen sich an wie an einem echten Klavier. Was fehlt, ist eine Druckpunktsimulation – dennoch sind die Spieleigenschaften denen herkömmlicher Digitalpiano-Tastaturen weit überlegen. 

Ratgeber: Digitalpiano mit Holztastatur – welche Unterschiede gibt es?

Verbesserte Dynamikumsetzung beim Casio GP-510

Im Vergleich zum Vorgängermodell GP-500 wurden die Flügelsounds und die Tastatur am GP-510 noch besser aufeinander abgestimmt, was die dynamischen Ausdrucksmöglichkeiten verfeinert hat. Weiterhin darf der Spieler über fünf Dynamikkurven die Anschlagempfindlichkeit der Tasten variieren.

Casios Oberklassen-Anspruch erkennt man genauso an der Pedalerie. Für die Halbpedal-Funktion für das Sustainpedal kann der Spieler sogaride Ansprechposition einstellen. Außerdem wurde ein realistischer Spielwiderstand umgesetzt, der nach untenhin zunimmt. Das mechanische Verhalten der Fußpedale fühlt sich damit ziemlich genau an wie an einem akustischen Instrument.

Verbessertes Piano-Sampling

Leicht verbessert gegenüber dem Vorgängermodell wurde der Ausklang der drei Flügelsounds, da jetzt jeweils längere Samples zum Einsatz kommen. Das sorgt für ein spürbar besseres Spielgefühl und einen volleren Klang. Weiterhin wird in der Ausklangphase mit Sample-Loops gearbeitet, was bei einzelnen Tönen hin und wieder mal auffallen kann, im Zusammenhang gespielt aber kein Manko darstellt.

Weil das Casio-Flaggschiff einem puristischen Homepiano-Konzept verpflichtet ist, beschränkt sich seine Soundausstattung auf 35 ausgewählte Klänge. Ganz im Mittelpunkt stehen wie beim Vorgängermodell die detailreich gesampelten Sounds dreier unterschiedlicher Flügel: Das „Berlin Grand“ ist der Bechstein-Sound, für das „Hamburg Grand“ stand ein Steinway-Flügel Modell, und mit dem „Vienna Grand“ ist auch ein Bösendorfer an Bord.

Casio GP-510 Panel (Bildquelle: Casio)
Drei berühmte Konzertflügel wurden für das Casio GP-510 gesammelt. Das Berlin Grand ist ein C. Bechstein Flügel. Außerdem gibt es einen Steinway und einen Bösendorfer zur Auswahl. Die Handhabung gestaltet sich über das Bedienfeld mit Display komfortabel. (Bildquelle: Casio)

Flügelsound mal drei

Allen drei Flügelsamples ist der Klangcharakter des jeweiligen Originalinstruments deutlich anzuhören. Die Sounds wurden sauber und über den gesamten Tastaturumfang ausgewogen aufgezeichnet, zudem weisen sie sehr gute Dynamikeigenschaften auf. Mir gefällt am meisten der helle und klare Bechstein-Sound als Markenzeichen der GP-Serie sowie der sehr schöne, runde Bösendorfer. 

Beide können ihre Stärken in Klassik und Jazz ganz ausspielen. Das kraftvolle „Hamburg Grand“ ist jedoch ebenfalls eine echte Bereicherung für das GP-510 und stellt beiden die markante Steinway-Klangfarbe überzeugend zur Seite. Jeden der Flügelklänge liefert das Homepiano in drei Versionen – neben der originalen gibt es jeweils eine gedämpftere und eine besonders durchsetzungsfähige Variante.

Genügend Auswahl für Splits und Layer

Die übrigen 26 Sounds des GP-510 sind in die Klanggruppen „Various Piano“, „Electric Piano“, „Harpsichord/Vibes“, „Strings“, „Organ“ und „Bass“ einsortiert. Die erste Bank liefert abermals zusätzliche Akustikpiano-Klangfarben, wie man sie von anderen Celviano-Homepianos kennt – diese oft hellen, spritzigen Sounds sind das Richtige für Rock und Pop, doch auch ein Dance-Piano und ein Piano-Pad-Layer zählen dazu. 

Die E-Pianos liefern drei gute Fender-Rhodes-Varianten und je einen brauchbaren Wurlitzer- und FM-Piano-Sound. Die Strings bieten neben einem natürlichen Ensemble mit langem und kurzem Attack auch ein Synth-Pad. Zwei Pfeifen- und vier universelle E-Orgeln, je ein Cembalo und Vibrafon sowie ein E- und ein Kontrabass, letzterer auch als Variante inklusive Ride-Becken, ergänzen die Auswahl. All diese zusätzlichen Klänge können qualitativ zwar nicht ganz mit den drei Edelflügeln mithalten, klingen aber gleichwohl ansprechend und bilden eine sinnvolle Auswahl. 

Split- und Layer-Sounds speichern und abrufen

Mit sämtlichen 35 Sounds des Pianos darf der Spieler frei Splits und Layer erstellen – beide Funktionen sind auch gleichzeitig nutzbar. Einen Contrabass in der linken Hand, dazu ein Piano/E-Piano-Layer? Das ist für das Casio GP-510 kein Problem und erzeugt eine Klangfülle, die zusätzlichen Spielspaß bringt. 

Seine Klangkonfigurationen inklusive Oktav- und Lautstärke- sowie Effekteinstellungen (Reverb & Chorus) speichert man in sogenannten Scenes, von denen es zehn User-Speicher gibt. 15 unveränderbare Preset-Scenes wiederum, benannt nach klassischen Komponisten, sind vorrangig den drei Flügelklängen gewidmet.

Casio GP-510 Pianodeckel und Hammermechanik (Bildquelle: Casio)
Der Pianodeckel lässt sich öffnen: Dann wird links und rechts der Blick durch Plexiglasplatten auf die Hammermechanik des Casio GP-510 frei. Sie arbeitet wie bei einem echten Klavier im oberen Korpusbereich. (Bildquelle: Casio)

Resonanzen und andere Klangdetails

Exklusiv für die drei Hauptklänge „Berlin-“, „Hamburg-“ und „Vienna Grand“ gibt es die zehn Parameter des Menüs „Acoustic Simulator“. Sie bieten Zugriff auf Saitenresonanz– und Geräuscheffekte der Flügelmechanik sowie der Pedale. Zu diesen Parametern zählt auch Spezielles wie die Aliquot-Resonanz, die das Mitschwingen der oberen Hilfssaiten an einem Akustikpiano simuliert. Solche Klangdetails sind gezielt in der Intensität einzustellen und tragen zum lebhaften, resonanten Klang des Casio GP-510 bei.

Eine Besonderheit gibt es beim „Lid Simulator“, dem virtuellen Flügeldeckel: Zwischen den Einstellungen geschlossen, halboffen und offen lässt sich nämlich nicht nur via Bedienfeld wählen. Denn wie mittlerweile in Casios Celviano-Reihe üblich, besitzt auch das GP-510 einen echten Klavierdeckel, der in entsprechender Position den Lid-Parameter beeinflusst. Für den Sound eines offenen Flügels braucht der Spieler also am GP nur den echten Deckel zu öffnen. Ihn wieder zu schließen, ist allerdings ein bisschen hakelig und klappt am besten, wenn man dazu kurz das Notenpult abnimmt.

Wiedergabe-System des Casio GP-510

Nicht zuletzt dank seines hervorragenden Soundsystems gaukelt das Casio-Topmodell dem Spieler im ersten Moment sehr überzeugend vor, an einem echten Klavier Platz genommen zu haben. Drei Lautsprecherpaare arbeiten im GP-510, die mit unabhängigen Stereo-Verstärkern (30 und 20 Watt) für Mittel- und Hochtöner auf der einen sowie den Bass-Lautsprechern auf der anderen Seite betrieben werden. Bei der Klangausbreitung wird auch der hölzerne Boden unter der Tastatur einbezogen (Soundboard-Effekt). Der Sound der oberen Speaker erreicht den Spieler über stoffverkleidete Gehäuseöffnungen oben am Piano.

Der Gesamtsound ist über den vollen Tonumfang druckvoll, transparent und von sehr guter Räumlichkeit. Im Vergleich zum Vorgänger kommen im GP-510 neue Bass-Speaker zum Einsatz, die den Nachfolger untenrum noch etwas voluminöser erscheinen lassen, ohne dass darunter die Durchsichtigkeit des Klangs leidet.

Abspielen und aufnehmen

Neben dem obligatorischen Metronom stehen an Casios Top-Piano bewährte Übungshilfen zur Verfügung. Das sind zum einen die 60 MIDI-Songs der „Music Library“ – klassische Klavierstücke auf jeweils zwei Spuren, damit linke und rechte Hand zu Lernzwecken getrennt erklingen können. Daneben gibt es die 15 „Concert Play Songs“ – Audio-Aufnahmen teils breit orchestrierter sinfonischer Musik, die mittels Time Stretching ebenfalls ein wenig im Tempo angepasst werden können.

Sein eigenes Spiel darf der Pianist entweder auf zwei Spuren als MIDI-Song oder aber im WAV-Format als Audio-Song auf einem USB-Stick aufzeichnen. Für MIDI-Songs gibt es auch zehn interne User-Speicher. Vom USB-Stick wiederum lassen sich zudem beliebige WAV-Songs als Playbacks über das Piano-Soundsystem wiedergeben. Schließlich gibt es die bewährte Duet-Funktion, um die Tastatur für vierhändiges Spiel in zwei autarke Hälften aufzuteilen.

Bluetooth und Apps?

Wünschenswert wäre die Ausstattung mit Bluetooth gewesen – auch bei der neuen GP-Generation bleibt diese Funktechnik für Daten außen vor. Kompatibel ist das GP-510 zudem selbst über MIDI nicht mit Casios hauseigener App Chordana Play for Piano. Die Fernbedienung über ein Mobilgerät klappt also (derzeit?) nicht.

Da das GP-510 als Homepiano mit gut überschaubarem Funktionsumfang konzipiert worden ist, fällt die Bedienung über Funktionstaster und Display aber auch nicht allzu schwer. Und selbstverständlich lässt sich das GP-510 via USB-MIDI mit einem Musik-Computer verbinden oder auch zum Spielen von Piano-Apps nutzen.

Das Casio GP-510 im Vergleich

Casio GP-510 vs. GP-310: Nahezu die gleiche gehobene Hardware wie beim GP-510, inklusive der hervorragenden Tastatur und des leistungsfähigen Wiedergabesystems, bietet das preiswerte Schwestermodell GP-310. Lediglich auf den Hochglanzlack und die Messingkappen der Frontbeine verzichtet man am 310er, das in satiniertem Schwarz sowie Weiß erhältlich ist. 

Die wesentlichen Unterschiede spielen sich vorrangig Software-seitig ab: Das kleine GP hat insgesamt 26 anstatt 35 Sounds, bietet keine Registration-Speicher (Scenes) und die virtuellen Parameter für die Individualisierung der drei Flügelklänge sind nicht ganz so umfangreich wie am Top-Modell. Der Preisunterschied zum GP-510 beträgt mehr als 1.000 Euro, sodass das GP-310 eine attraktive Alternative darstellt.

Casio GP-510 in der Frontansicht (Bildquelle: Casio)

Fazit: Auch Casio kann Oberklasse

Das Casio GP-510 ist ein edles Hybrid-Digitalpiano mit deutlichen Anleihen vom akustischen Vorbild. An der hervorragenden Holztastatur und der aufwendigen Hammermechanik, aber auch den wertigen Fußpedalen mit realistischem Hubverhalten zeigt sich der Hybridpiano-Ansatz, den Casio mit diesem Modell verfolgt. Dazu setzt das leistungsfähige Wiedergabesystem die gleichfalls hochwertigen Klänge gleich dreier sehr unterschiedlicher Originalflügel nahezu optimal in Szene. 

Auch die weiteren Funktionen und die Klangauswahl an Casios Top-Homepiano ergeben ein rundes Bild. Leichte Schwächen gibt es höchstens mit manchem nicht ganz so hochwertigem Zusatzsound sowie der fehlenden App-Unterstützung. Doch wer um diese Schönheitsfehler weiß und sich bewusst für das GP-510 entscheidet, erhält ein edles Homepiano der Oberklasse mit einem echten Hingucker: den freien Blick auf die Hammermechanik, wirkungsvoll in Szene gesetzt mit einem raffinierten Spiegeleffekt.

Casio GP-510 – Übersicht

Erhältlich seit: 11.2019
Tastatur: 88 Tasten, Natural Grand Hammer Action, 3-fach-Sensor
Polyphonie: 256 Stimmen
Klangerzeugung: Sampling, AiR Grand Sound Source
Lieferumfang: Netzteil, Halterung für Kopfhörer, Notenheft „Concert Play/Music Library“
Besonderheiten: drei verschiedene Flügelsounds, hervorragende Verarbeitung, 10 User-Scenes
Hersteller/Vertrieb: Casio

Henrik Bruns - PIANOO-Autor

Henrik Bruns

An der hervorragenden Holztastatur und der aufwendigen Hammermechanik, aber auch den wertigen Fußpedalen mit realistischem Hubverhalten zeigt sich der Hybridpiano-Ansatz, den Casio mit diesem Modell verfolgt.

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