Cool Piano Riffs – Herbie Hancock: Watermelon Man

Herbie Hancock: Watermelon Man – das ist der Sound der frühen 1960er des Ausnahme-Jazzpianisten. Das Piano-Riff klingt heute noch so frisch und unverbraucht und dabei gar nicht mal so 100%ig jazzig. Man kann es in vielen Genres anwenden und passt eigentlich immer, wenn mal eine Blues & 60s-Soul-inspirierte Piano-Begleitung gefragt ist. Hier findest du die Piano-Chords und das Leadsheet für das Stück.

Ob Modaler Jazz, Soul Jazz, Funk, Fusion, Experimentaler Jazz, Hardbop, Disco, Ethno Jazz, Electro… es gibt wohl kaum eine Stilrichtung, in der Tastengigant Herbie Hancock nicht mitgemischt hat.

Frappierend dabei ist, dass er fast immer er selbst geblieben ist und man seinen unnachahmlichen Stil auch aus unterschiedlichen Dekaden heraushören kann – egal, ob man frühe Stücke aus den 60er Jahren wie Cantaloupe Island oder auch heute noch clubkompatible Electro Tracks wie Rockit (1983) hört.

Der Hancock Style

Hancock verbindet unwiderstehlich groovende Rhythmik mit raffinierter und eigenständiger Harmonik, die die Erkenntnisse von Komponisten wie Bartok, Prokofjew, Ravel und Debussy mit Blues- und Gospel-Akkorden kombiniert.

Sein Piano-und Keyboard-Spiel ist – im Vergleich etwa zu Chick Corea – oft eine winzige Microsekunde hinter dem Beat, schiebt ihn quasi an. Das klingt immer lässig-souverän.

Herbie Hancock: Vom Wunderkind zum Superstar

Der 1940 in Chicago geborene Hancock war ein echtes Piano-Wunderkind und spielte schon mit 11 Jahren als Solist den ersten Satz eines Mozart-Klavierkonzerts mit dem Chicago Symphony Orchester. Nach seinem Studium am Grinnell College wurde Hancock 1961 von Donald Byrd eingeladen, seiner Hard Bop-orientierten Band in New York beizutreten, und schon folgte ein Vertrag bei Blue Note Records.

Herbie Hancocks Debütalbum Takin‘ Off wurde ein Erfolg, nachdem Mongo Santamaria einen der Songs des Albums, Watermelon Man, gecovert hatte.

Danach spielte Hancock viele Jahre mit Miles Davis, nahm Soloplatten (u.a. Maiden Voyage) auf, veredelte viele Bluenote-Platten als Sideman und experimentierte dann in den siebziger Jahren mit Synthesizern und elektronisch verfremdeten funkigen Sounds. Erfolgreich war er da vor allem mit dem Headhunters-Album. Wie Miles Davis hat Herbie Hancock bis heute einen unermüdlichen Pioniergeist und gehört zu den wichtigsten Musikerpersönlichkeiten unserer Zeit.

Herbie Hancock Watermelon Man – Noten

Im Notenbeispiel findet man ein Piano-Arrangement von Hancocks Watermelon Man, das er 1962 mit Dexter Gordon (Sax), Freddie Hubbard (Trumpet), Butch Warren (Bass) und Billy Higgins (Drums) für Blue Note einspielte. Stilistisch ist das Stück dem Hard Bop zuzuordnen, der Bebop-Strukturen mit Elementen von Blues und Soul kombiniert und deutlich funkiger und „erdiger“ als z.B. der Cool Jazz wirkt.

Hancock komponierte Watermelon Man als 16-taktigen Blues in F; inspiriert wurde er von den Melonen-Verkäufern seiner Heimat. Diese Straßenverkäufer machten mit sogenannten Street Calls auf sich aufmerksam, die meist mit einem langgezogenen Ruf begannen und dann die Ware anpreisten.

Die Melodie von Watermelon Man ist genauso strukturiert. Man kann sie wahlweise als Triller (zwischen C und Eb bzw. D und F) oder wie im Original als langer Bläserton (ohne Triller) spielen. Das markante Pianoriff kann beim zweiten Melodieteil eine Quarte höher transponiert werden, wenn man einen Solisten auf dem Piano begleitet.

Auch im Archiv von Musescore gibt es Leadsheets und Notenmaterial zu Herbie Hancock Watermelon Man.

Watermelon Man als Jazzfunk

Hancock nahm das Stück 1973 in einer völlig veränderten, funkigen Fusion-Version (mit Drummer Harvey Mason, Bassist Paul Jackson, Saxophonist Bennie Maupin und Persussionist Bill Summers) auf.

Im Intro und Outro des Stücks bläst der Perkussionist Bill Summers in Bierflaschen und imitiert dabei Hindewhu, einen Musikstil, der in der Pygmäenmusik Zentralafrikas verbreitet ist. Watermelon Man wurde (wie sehr viele Hancock-Stücke) mehrmals gesampelt, u.a. anderem von LL Cool J (1-900-LL-Cool-J), Schoolly D (Smoke Some Kill) und Madonna (Sanctuary).