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Yamaha DX7: Der FM-Piano-Sound der 80er-Jahre

  • Der FM-Piano-Sound gehört zu den E-Piano-Presets fast aller Digitalpianos.
  • Sehr dynamisch spielbar, aber immer mit einem etwas künstlichen und unterkühlten Charakter trifft der Sound die Klangästhetik der 80er.
  • Es gibt unzählige Varianten von FM-Pianos, deren Quelle allerdings kein E-Piano ist, sondern ein Synthesizer: der Yamaha DX7.
FM-Piano-Sound - Yamaha DX7 (Foto: J.Sunderkötter, fotografiert im eboardmuseum Klagenfurt)
(Foto: J.Sunderkötter, fotografiert im eboardmuseum Klagenfurt)
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Jeder kennt diesen glockigen, kühlen, meist mit Effekten garnierten FM-Piano-Sound, der in jedem Digitalpiano steckt. Gestaltet wurde dieser Sound nach dem Vorbild des legendären Fender Rhodes, aber er klingt viel höhenreicher und künstlicher. Es gibt unzählige Varianten davon und alle stammen aus dem Yamaha DX7.

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Wobei man hier eigentlich die Lupe weiter aufreißen muss, denn es gab damals noch andere Yamaha Instrumente, die ihre Sounds – wie auch der DX7 – mittels FM-Synthese erzeugten. Bevor der DX7 die Welt der FM-Sounds für alle zugänglich machte, gab es die beiden Vintage E-Pianos GS1 und GS2, die insbesondere auch den FM-Piano-Sound populär machten.

Die FM-Revolution

Der FM-Piano-Sound, der in unzähligen Varianten existiert und gleichermaßen geliebt und gehasst wird, ist einfach nicht totzukriegen. Er ist auf zahllosen Produktionen der achtziger und neunziger Jahre zu hören und wurde z.B. zum Markenzeichen von Produzenten wie David Foster, der Leute wie Celine Dion,Seal, Earth, Wind & Fire, Madonna, Michael Jackson, Barbra Streisand, Whitney Houston (I Will Always Love you) produziert hat.

Als umfangreiche Kollektion der vielen FM-Piano-Sounds lohnt sich der Blick auf das Piano-VST FM Tines von Gospel Musicians. Die Klangbeispiele zeigen da nur einen Ausschnitt der vielfältigen E-Piano-Sounds.

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Mit dem Yamaha DX7 – es war einer der ersten erschwinglichen Digital-Synthesizer damals – brach 1983 in der Synth-Welt ein neues Zeitalter an. Der Synth mit seinem ungewöhnlichen, elegant reduzierten Design wurde zu einem der meistverkauften Synthesizer der Geschichte und zum Sensenmann für die analoge Konkurrenz.

Der Yamaha DX7 kam 1983 auf den Markt und wurde zu einem der erfolgreichsten Synthesizer (Bildquelle: Yamaha)
Der Yamaha DX7 kam 1983 auf den Markt und wurde zu einem der erfolgreichsten Synthesizer (Bildquelle: Yamaha)

FM-Piano-Sound: Extreme Klangvielfalt

Für alle Keyboarder, die sich Anfang der achtziger Jahre die damals ultrateuren Sampler nicht leisten konnten bot der DX7 eine praxisnahe Lösung. Denn damit war man in der Lage, eine große Bandbreite von Sounds zu spielen, die sowohl Orgel-, Piano-, String-, Brass-, diverse Synth-und FX-Sounds und perkussive Klänge wie Mallets, Tubular Bells etc. umfasst.

Die FM-Sounds hatten damals eine nicht gekannte Dynamik und Klarheit. Unbedingt ist das ein weiterer Grund für den Mega-Erfolg des Yamaha DX7. Zudem bediente er eine spezielle Klangästhetik dieser Ära: in den achtziger Jahren liebten alle hohe Frequenzen. Der aus heutiger Sicht oft etwas spitzige Sound der FM-Synthese war damals begehrt. Die Produzenten kämpften ja häufig auch im Studio gegen Höhenverlust und Geräte wie der SPL Vitalizer waren Gottesgeschenke der Tonbearbeitung.

FM-Piano-Sound So manche Cartridge war damals gefüllt nur mit Varianten des FM-Piano-Sound. Die Yamaha DX7 Cartridge bot Platz für 32 Sounds. Im Bild zu sehen ist eine ROM Cartridge ohne Speichermöglichkeiten (Foto: J.Sunderkötter, aufgenommen im eboardmuseum Klagenfurt
FM-Piano-Sound So manche Cartridge war damals gefüllt nur mit Varianten des FM-Piano-Sound. Die Yamaha DX7 Cartridge bot Platz für 32 Sounds. Im Bild zu sehen ist eine ROM Cartridge ohne Speichermöglichkeiten (Foto: J.Sunderkötter, aufgenommen im eboardmuseum Klagenfurt

Findige Programmierer erstellten immer neue Piano-, Brass- oder Saiteninstrumente, die man (damals) einem Synth nie zugetraut hätte. Ein regelrechter Kult entstand damals um DX-Presets, die Pianos emulieren wollten. Vieles davon ist aus heutiger Sicht ziemlich trashig, die FM-Piano-Presets sind heute noch lebendig, denn sie haben ein ganz eigenes Klangbild. Es sind längst Klassiker und man darf sie gewiss als Vintage E-Pianos-Sounds neben Fender Rhodes, Wurlitzer CP-70/80 etc. einordnen.

Die Klangvielfalt stellte auch Herausforderungen an die Speicherbarkeit. Maximal 32 Sounds ließen sich im DX7 speichern, als Erweiterung dienten RAM-Cartridges, die man als aufsteckbare Speichermodule zusätzlich kaufen konnte.

Yamahas FM-Modellvielfalt

Die FM-Synthese verbaute Yamaha nicht nur im DX7, sondern auch in anderen Modellen; und nicht nur Yamaha nutzte sie, denn die 4-Operatoren-Version (s.u.) der FM-Technologie hat Yamaha später auch anderen Herstellern zur Verfügung gestellt.

Von Yamaha gab es neben dem Pultgerät TX7 noch den Rack-Expander, der mit bis zu acht TF1-Einschüben gefüllt werden konnte. Diese TX-Expander konnte man in den Ausbaustufen mit 2, 4 oder 8 TF1-Modulen erwerben (TX216, TX 416, TX816), wobei jedes TF1 eine komplette DX7-Klangerzeugung enthält. Und acht gelayerte FM-Sounds gleichzeitig gespielt – das klingt auch heute noch äußerst bemerkenswert und hat im wahrsten Sinne des Wortes Impact.

FM entwickelt sich weiter

Der Nachfolger des DX7 ist der DX7IID, der mit besserem Audio-Wandler noch cleaner klingt als der erste DX7. Mit eingebautem Diskettenlaufwerk zum Speichern der Sounds stellte der DX7IIFD eine Verbesserung dar.

Der DX7s ist eine kostengünstigere Variante des DX7IID, außerdem gibt es noch den Rack-Expander TX802. Eine FM-Engine findet man auch in späteren Yamaha-Synths wie dem SY77 und SY99.

Mini FM-Synthesizer gestern…

Ein Ableger des DX7 war der DX100 - damals schon ein handlicher Synthesizer mit Minitasten und in gewisser Weise Vorläufer des Yamaha Reface DX. (Bildquelle: Yamaha)
Ein Ableger des DX7 war der DX100 - damals schon ein handlicher Synthesizer mit Minitasten und in gewisser Weise Vorläufer des Yamaha Reface DX. (Bildquelle: Yamaha)

… und heute

Der Yamaha Reface DX ist ein handlicher FM-Synth im kompakten Design mit Minitasten. (Bildquelle: Yamaha)
Der Yamaha Reface DX ist ein handlicher FM-Synth im kompakten Design mit Minitasten. (Bildquelle: Yamaha)

Um FM-Sounds einem noch größeren Publikum anzubieten, entwickelte Yamaha damals auch eine (Kosten-)reduzierte Version der FM-Synthese mit 4 Operatoren, die in Synths wie dem Yamaha DX21 oder dem kultigen DX100 – damals schon ein Synth mit Mini-Tasten – implementiert wurden.

Den 4-Operatoren-FM-Chip lizenzierte Yamaha damals auch an andere Hersteller, die damit in der Lage waren, ebenfalls Instrumente mit FM-Klangerzeugung zu entwickeln. Dabei entstanden durchaus Instrumente mit ganz eigener Klangästhetik und Handhabung wie z.B. der Korg DS-8 und Korg 707. Der italienische Hersteller Elka (bekannt durch den Elka Synthex) baute in den 80/90er Jahren Heim- und Combo-Orgeln mit FM-Synthese, aber auch eine eigens entwickelte FM-Synthesizer-Serie mit der Bezeichnung EK.

Was ist FM-Synthese?

Die FM-Synthese wurde 1967 von Dr. John Chowning an der kalifornischen Stanford University konzipiert. Yamaha erkannte früh das Potential, der neuartigen Synthesen und kaufte der Stanford-University das Patent für die FM-Synthese ab. Der erste Prototyp hieß „Programmable Algorithm Music Synthesizer“.

1981 wurden dann die Seriengeräte GS1 und GS2 und ein Jahr später die kompakteren, preiswerteren FM-Instrumente CE20 und CE25 vorgestellt. Ein Paukenschlag in der Synthesizer-Szene war 1983 die Markteinführung des DX7, der im Gegensatz zu seinen Preset-basierten Vorgängern frei programmiert werden konnte.

Vielseitig, aber kompliziert: Als Algorithmen-basierte Syntheseform wurde die FM-Klangerzeugung von vielen als wenig intuitiv wahrgenommen.
Vielseitig, aber kompliziert: Als Algorithmen-basierte Syntheseform wurde die FM-Klangerzeugung von vielen als wenig intuitiv wahrgenommen.

Jede Stimme der 16fach polyfonen digitalen Klangerzeugung des DX7 arbeitet mit sechs Sinus-Oszillatoren (bzw. „Operatoren“). Diese modulieren sich gegenseitig wobei einem 32 unterschiedliche Verschaltungen bzw. Algorithmen zur Verfügung stehen. Je nach gewähltem Algorithmus agieren einige Operatoren als Trägerfrequenzen (Carrier) und andere als deren Modulatoren.

Je nach Frequenzverhältnis von Träger und Modulator entstehen sehr unterschiedliche Klangspektren, die aus komplexen Wellenformen bestehen.

Der zeitliche Pegelverlauf z.B. über eine Hüllkurve lässt dann einen Klangverlauf entstehen, der nicht selten an das Klangverhalten von akustischen Instrumenten erinnert. Diese Fähigkeit war damals auch der Grund für den riesigen Erfolg der FM-Synthese. Denn man konnte nach diesem Prinzip komplexe Sounds erzeugen, die immer organisch-akustisch anmuteten, selbst dann, wenn sie eigentlich ultra-elektronisch klangen.

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So auch der FM-Piano-Sound: Er klingt absolut elektronisch, aber er lässt sich dynamisch spielen wie ein Piano. Ein berühmtes Beispiel dafür ist der Song Die Tänzerin von Ulla Meinecke, gespielt von Musikproduzent Edo Zanki, der auch Komponist des Kult-Songs war. Es gibt tausende Derivate von diesem Sound, viele davon sind toll, aber der Original-Sound ist unerreicht. Es heißt, der Song wurde damals auch nicht mit einem DX7 eingespielt, sondern mit einem der beiden E-Pianos GS1 oder GS2.

Den FM-Piano-Sound gibt's auch im Reface DX.
Den FM-Piano-Sound gibt's auch im Reface DX.

Aktuelle FM-Synths

Die FM-Synthese ist auch heute noch ein großartiges Werkzeug zur Erzeugung einer großen Bandbreite von Sounds. Der preisgünstigste aktuelle Hardware-Synth ist wohl der ultrakompakte Korg Volca FM 2, der eine sechsstimmige DX7-Klangerzeugung bietet und auch mit diesem klangkompatibel ist – DX7 Presets lassen sich über die Software Dexed (s.u.) importieren.

Der Korg Opsix ist ein moderner FM-Synthesizer mit stark erweiterten Synthese-Möglichkeiten. Fader und Potis machen den Zugriff auf die Klangstruktur deutlich intuitiver als beim DX7.(Bildquelle: Korg)
Der Korg Opsix ist ein moderner FM-Synthesizer mit stark erweiterten Synthese-Möglichkeiten. Fader und Potis machen den Zugriff auf die Klangstruktur deutlich intuitiver als beim DX7.(Bildquelle: Korg)

Korg hat außerdem den Opsix im Programm, der eine erweiterte FM-Engine an Bord hat. FM-Pianos kann man übrigens auch mit der Freeware Dexed oder dem potenten Software-Synth FM8 von Native Instruments erstellen. Auch Arturia bietet mit dem DX-7V eine gut klingende Software-Variante des Kult-Synthesizers.

Den Freeware-Synth DEXED gibt es als Free-VST für Mac, PC, Linux und iOS. Das Patch zeigt den originalen FM-Piano-Sound mit Algorithmus Nummer 5.
Den Freeware-Synth DEXED gibt es als Free-VST für Mac, PC, Linux und iOS. Das Patch zeigt den originalen FM-Piano-Sound mit Algorithmus Nummer 5.

Auch bei Yamaha ist FM natürlich noch immer ein Thema. Die Workstation der MODX- oder Montage-Serie bieten eine sehr leistungsstarke moderne FM-Klangerzeugung mit sogar acht Operatoren. Als kleines handliches FM-Instrument sollte man aber gewiss den Yamaha Reface DX nicht unterschätzen.

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