Die richtige Sitzposition am Klavier finden

Die richtige Sitzposition am Klavier zu finden ist oft nicht ganz einfach. Und grundsätzlich ist es auch fast unmöglich, allgemeingültige Aussagen dazu zu treffen, die für jeden Pianisten gelten sollen. Denn jeder Körper ist unterschiedlich, besonders wenn es um Kinder und Erwachsene geht. Außerdem kristallisiert sich mit der Zeit die richtige Sitzposition am Klavier in der Regel von ganz alleine heraus, denn jeder Musiker muss selbst für sich entscheiden, was sich gut anfühlt.     

Trotzdem gibt es abseits aller Individualität natürlich ein paar Eckpunkte, die man kennen und überprüfen sollte, denn die falsche Sitzposition bringt nicht nur klangliche und technische Probleme mit sich, auch Rückenschmerzen lassen bei falscher Haltung am Instrument oft nicht allzu lange auf sich warten. Lass dir nun also von uns dabei helfen deine richtige Sitzposition am Klavier zu finden.

Die Höhe der Klavier-Tastatur

Die Höhe der Klavier-Tastatur wird bei einem akustischen Klavier, oder einem vollwertigen Digitalpiano mit Unterkonstruktion, durch das Instrument vorgegeben. Hier gibt es nur wenige Möglichkeiten, daran überhaupt etwas zu ändern. Wer von euch allerdings an einem Stagepiano oder einem einfachen Keyboard übt, fragt sich vielleicht: Wie hoch muss ich eigentlich meinen Keyboard-Ständer einstellen?

Bei den meisten Instrumenten befindet sich die Klavier-Tastatur in einer Höhe von 70-75 cm. Erwachsene sollten das beim Einstellen ihres Keyboard-Ständers berücksichtigen, denn schon aufgrund der Knie wird diese Höhe nur bedingt zu unterschreiten sein. Zu hoch ist aber natürlich auch nicht gut, was uns zur Frage führt: Wie findet man denn die richtige Sitzhöhe am Klavier für sich heraus?

Die richtige Sitzhöhe am Klavier

Und diese Frage ist wichtiger als man vielleicht glaubt. Sitzt man zu tief, können die Arme nämlich nicht frei hängen und müssen beim Klavierspielen ständig angehoben werden. Das wird auf Dauer sehr anstrengend und dadurch können sich Arme und Schultern verspannen. Außerdem ist es schwieriger laut und leise zu spielen.

Sitzt man dagegen zu hoch, wirkt man durch die Schwerkraft permanent mit mehr Gewicht auf die Tasten ein, wobei besonders leise Partien zum Problem werden können. Und dadurch wird man im oberen Bewegungsapparat mit der Zeit wahrscheinlich ebenfalls fest.

Einen verlässlichen Anhaltspunkt liefern uns bei dieser Frage unsere Unterarme. Hat man nämlich die richtige Sitzhöhe gefunden, sollten die Unterarme ungefähr parallel zum Boden verlaufen, genauso wie du am Frühstückstisch sitzt. So muss man sich beim Klavierspielen nicht anstrengen und hat gleichzeitig die volle Kontrolle über die Lautstärke seines Klavierspiels.

Setze dich ans Klavier und achte doch mal auf deine Unterarme. Wie stehen sie? Sind sie ungefähr parallel zum Boden? Aber keine Angst falls nicht, dabei handelt es sich lediglich um einen Anhaltspunkt. Falls du dir unsicher bist, sprich das Thema am besten bei deinem Klavierlehrer an.

Die richtige Distanz zum Klavier finden

Viele Pianisten sitzen zu nah am Klavier. Das fällt aber meistens erst dann auf, wenn bei einem anspruchsvollen Stück die Hände die Körpermitte überschreiten müssen, wenn die rechte Hand also plötzlich tiefe Töne spielen soll, oder umgekehrt. Bei zu wenig Distanz zum Klavier ist das nämlich fast unmöglich, denn der Oberkörper blockiert dann die Arme.

Mache folgenden Test: Setze dich ans Klavier und lege die Finger auf die Tasten. Können sich deine Ellbogen nun vor deinem Körper berühren, ohne dass du die Tasten dabei loslassen musst? Wenn ja, hast du genau die richtige Distanz zu deinem Instrument. Geht das nicht, solltest du deinen Stuhl oder deine Klavierbank soweit zurückstellen, bis sich die Ellbogen vor dem Körper berühren können. So kannst du den vollen Bewegungsradius deiner Arme beim Klavierspielen nutzen.

Die richtige Sitzposition auf der Links-Rechts-Achse

Die mathematische oder rechnerische Mitte der Klaviatur ist der Zwischenraum zwischen dem E und F der eingestrichenen Oktave. Links von dieser Stelle liegen genau 44 Tasten, rechts davon ebenfalls. Die rechte Hand muss aber in fast jedem Klavierstück mindestens bis zum eingestrichenen C, oft sogar noch tiefer. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, bietet sich fast immer eine leicht nach links verschobene Sitzposition an.

So hat sich über die Zeit die Sitzposition auf der Links-Rechts-Achse etabliert, bei der sich der Pianist mit seinem Bauchnabel vor dem eingestrichenen D platziert. Somit ist die rechte Hand selbst beim Spielen des kleinen Gs gerade noch vor der Körpermitte, und ein Erwachsener erreicht so trotzdem noch leicht alle Töne im Bass und im Diskant.

Ein paar Tipps zu passenden Sitzmöbeln

Erst einmal kann natürlich jede Art von Sitzmöbel beim Klavierspielen zum Einsatz kommen. Ein einfacher Stuhl bietet dem Pianisten sehr guten Halt, während dessen Sitzhöhe etwas umständlich mit Sitzkissen oder Büchern verändert werden muss. Deutlich besser sind Klavierbänke. Ihre Sitzfläche ist nicht nur gepolstert und weicher, der Wellenmechanismus ermöglicht es auch die Bank leicht in der Höhe zu verstellen.

Nicht optimal sind dagegen Drehstühle, deren Sitzfläche zwar auch sehr leicht in der Höhe verstellt werden kann, allerdings bieten diese Stühle beim Klavierspielen wenig Halt und der Oberkörper kann sich dabei unbeabsichtigt von der Klaviatur wegdrehen.

Egal, worauf du beim Klavierspielen sitzt, rutsche am besten mit deiner Hüfte immer ganz nach vorne an den Rand deines Sitzmöbels. Genau wie bei einem sehr spannenden Film bekommst du so mehr mit, kannst dich besser konzentrieren und bist körperlich und geistig agiler, als wenn du dich entspannt zurücklehnst.