Test: Kawai Novus NV-6 – Hybrid-Digitalpiano

Vom echten Klavier kaum zu unterscheiden – Hybrid-Digitalpianos begeistern mit exzellenten Spiel- und Klangeigenschaften. Das neue Kawai Novus NV-6 löst dieses Werbeversprechen ein und macht gleichzeitig den Unterschied mit einem aufwendigen Transducer-Wiedergabesystem.

Die Novus-Reihe gehört zu dieser Oberklasse der Digitalpianos, hebt sich aber von allem ab durch die Ausstattung mit einem Transducer-Resonanzboden. Davon profitiert das Kawai Novus NV-6, was im Vergleich zum Vorgängermodell NV-5S spürbar verbessert und optimiert scheint.

Vor allem in Sachen Sound erfährt die aktuelle Novus-Reihe einige Upgrades, wobei nicht zuletzt die auf der NAMM-Show 2025 angekündigte Kooperation zwischen Kawai und den Physical-Modeling-Experten Pianoteq neugierig macht. Ein Ergebnis dieser Liason ist wohl das zuletzt erschienene Erweiterungsmodul mit einem hervorragend klingenden Shigeru-Kawai SK-EX Konzertflügel für Pianoteq.

Eine weitere schöne Neuheit: Kawai verbaut in der neuen Novus-Reihe nun auch ein USB-Audio/MIDI-Interface. Das Kawai NV-6 sowie auch das größere Modell NV-12 können damit eine vollständige Integration externer Audio-Applikationen gewährleisten. Nicht nur für Recording-Anwendungen eröffnet dies ganz neue Möglichkeiten, auch Audio-Streaming und Online-Lektionen werden damit über ein einfaches USB-Kabel bei extrem kleinen Latenzzeiten möglich.

Wie ein echtes Klavier?

Wie schon der Vorgänger ist das neue Novus-Upright zumindest optisch kaum von einem echten Klavier zu unterscheiden. Der Gehäusekorpus ist bei genauerer Betrachtung vielleicht ein klein wenig kompakter gestaltet, ganz ähnlich vielleicht dem Top-Modell der Kawai CA-Serie. Das CA-901 bekam in unseren Tests bereits Bestnoten in Sachen Klang- und Spielverhalten, bringt es doch Hybrid-Eigenschaften in die Digitalpiano-Mittelklasse.

In klanglicher Hinsicht aber ist das Kawai Novus NV-6 sicher mehr als ein Upright-Piano – und es überragt auch das CA-901 in einigen Punkten – aber alles der Reihe nach.

Einen verblüffenden Moment während unseres Test möchte ich hier schon mal schildern: Spielt man den Upright-Sound des Kawai NV-6 an, möchte man nur zu gern glauben, man spiele an einem echten akustischen Klavier. Man könnte von der perfekten Illusion sprechen – wäre da nicht einzig die Irritation, dass man da auch große Konzertflügel hört, sobald man die Grand-Piano-Presets spielt. Dennoch: Auch dabei fühlt sich das Instrument akustisch an.

Vor allem macht Kawai auf die neuen Sounds aufmerksam, die von den Top-Konzertflügeln aus eigenem Hause stammen: Den Shigeru-Kawai SK-EX gibt es nicht allein in der Concert-Grand-Variante, auch das neue Competition Grand, welches schon bei den aktuellen CA-Modellen begeistert, ist in die umfangreiche Sound-Library des Kawai NV-6 eingeflossen.

Hochwertige Hammermechanik-Tastatur

Ans Klavier setzen, die Augen schließen, die Tasten fühlen und einfach drauflos spielen. Das, was man bei einem Klavier zuerst fühlt, ist der Kontakt mit den Tasten. Beim Kawai Novus NV-6 darf man sich auf absolut hochwertige Qualität freuen. Im Spielgefühl gehört das Kawai Novus NV-6 zur Spitzenklasse der Digitalpianos, die einzig durch das Topmodell NV-12 von Kawai noch übertroffen wird.

Beim NV-6 entsteht dieser authentische Piano-Touch durch eine spezielle Hammermechanik, die einem Upright-Klavier gleicht. Die Basis ist die bewährte Millennium-III-Mechanik, die auch bei den Akustikpianos von Kawai verbaut wird. Lediglich die Hämmer sehen etwas anders aus, da sie ja nicht auf Saiten schlagen, sondern die Tonauslösung elektronisch steuern.

Optische Sensoren übertragen dabei die Aktion von Tasten und Hämmern – nichts beeinflusst die mechanische Bewegung bei der Verbindung zwischen mechanischen und elektronischen Elementen.

Hier ist nur top Qualität und hochwertiges Spielgefühl angesagt – Echtholztasten und Dinge wie Ivory-Touch-Decklagen sowie Druckpunktsimulation sind hier selbstverständlich. Man muss gar nicht erst über etwaig hybride Konstruktionen orakeln, ob da etwa Holzelemente verbaut werden wie es bei vielen anderen Fabrikaten der Fall ist: Tasten, Mechanik, Klavieranschlag – das alles ist bei der Novus-Reihe echt!

Was bewirkt der Dämpfermechanismus?

Noch ein weiteres Element berücksichtigen die Tastaturen der Novus-Reihe im Zusammenhang mit dem Haltepedal: Sobald man im Forte-Pedal spielt,  ändert sich die Gewichtung der Tasten ein wenig. Eher ein subtiler Effekt, aber dadurch wird das Spielen im Pedal noch authentischer. Da die Dämpfer-Mechanik ausgekoppelt wird, spielen sich die Tasten etwas leichtgängiger. Eine Besonderheit der Novus-Digitalpianos – und generell ein Novum bei Digitalpianos.

Transducer-Resonanzboden

Das ist eine Besonderheit und sogar ein Alleinstellungsmerkmal von Kawai Digitalpianos: Das Audiosystem besteht nicht allein aus Lautsprechern – es nutzt außerdem das akustische Schwingungsverhalten eines echten Resonanzbodens. Man bekommt dadurch einerseits ein taktiles Feedback, da die Schwingung sich auf das Gehäuse und die Tastatur überträgt. Andererseits sorgt das Wiedergabesystem für eine rundum wirkende Klangabstrahlung. Außer dem rückseitig integrierten Transducer-Resonanzboden sorgen 4 Top-Speaker und zwei Hochtöner für die fein abgestimmte und hochauflösende Klangwiedergabe.

Dass dieses System komplett überarbeitet und durch neuartige Transducer ersetzt wurde, kann man wirklich genießen. Im Vergleich zur vorigen Novus-Serie hat der Klang des neuen NV-6 noch einmal spürbar gewonnen.

SK-EX Rendering & Harmonic Imaging XL

Die akustischen Klavierklänge des Kawai Novus NV-6 wirken so plastisch nicht zuletzt wegen seines aufwendigen Wiedergabesystems. Im Mittelpunkt – also zwischen Tastatur und Wiedergabe – steht aber die Klangerzeugung des Instruments. Den Klang des NV-6 kann man ebenso als nuanciert dynamisch und resonant beschreiben. Es ist ein Genuss, diese Sounds zu spielen.

Die SK-EX Rendering Engine des NV-6 ermöglicht nicht nur hochauflösende Klavierklänge, es dürfte die wohl flexibelste Klangerzeugung im gesamten Digitalpiano-Spektrum sein. Das lässt sich an den zahlreichen Intonationsmöglichkeiten festmachen, die hier unter der Haube stecken. Man muss selber nichts von der Klaviertechnik verstehen, man lässt sich einfach von den Akustik-Presets leiten und wählt nach Geschmack.

Jeder Konzertflügel behält dabei seinen einzigartigen Charakter, nur wird durch die Presets die Repräsentation abgewandelt: Brillant, etwas dumpfer, mehr oder weniger Resonanzen, perkussiver, dynamischer, zurückhaltender – man kann sich von jeder Einstellung inspirieren lassen und findet für eigentlich jede musikalische Ausrichtung den passenden Sound.

All das lässt sich über das integrierte Touch-Screen einfach handhaben – noch komfortabler geht’s mit der kostenlosen PianoRemote-App, die für Android- und iOS-Geräte verfügbar ist.  Wer darüber hinaus tiefer einsteigen möchte, kann mit den Funktionen des Virtual Technician detailliert in die einzelnen Klangaspekte eingreifen und seinen ganz eigenen Konzertflügel intonieren. Das ist mehr als ein schöner Zeitvertreib für Klavier-Afficionados und für  Recording-Anwendungen absolut professionell gemacht.

Digitalpiano-Funktionen beim Kawai Novus NV-6

Hier vermisst man nichts. Seien es die Standards wie Transpose, Tuning, Touch Curve, MIDI Local oder speziellere Funktionen zur Anpassung der Akustik. Erwähnung finden sollte die neue USB-Audio/MIDI-Funktion, die die perfekte Integration externer Audio-Systeme erlaubt. Auch per Bluetooth kann das Kawai NV-6 kommunizieren – praktisch natürlich, wenn man die drahtlose Verbindung zu Tablet oder Smartphone vorziehen möchte. USB-MIDI, vor allem USB-Audio arbeitet jedoch zuverlässiger und erlaubt Audio-Verbindung mit geringsten Latenzen.

Fazit: Hyperrealismus im Klaviervierbau

Ein Klassiker wird noch besser! Wer das Kawai Novus NV-5S bereits kennt, wird die Verbesserungen spüren. Vor allem im Klang hat sich durch eine noch feinere Abstimmung zwischen Lautsprechern und Transducer-Resonanzboden richtig etwas getan. Das neue Kawai NV-6 klingt nicht nur sensationell gut,  es spielt sich auch so. Dieses Hybrid-Digitalpiano wird Furore machen.

Kawai macht mit diesem Instrument deutlich, welch hohe Spielqualitäten man erlangen kann, wenn auf höchstem Niveau Komponenten aus dem akustischen Klavierbau mit einer hochauflösenden Klangerzeugung kombiniert werden. Haptisch und klanglich erliegt man hier immer wieder der Illusion, an einem echten akustischen Instrument zu musizieren. Lediglich die Tatsache, dass man anstelle eines Wandklaviers eben auch E-Pianos und verschiedene Konzertflügel spielen kann, macht das Ganze irgendwie hyperreal.

Kawai Novus NV-6 – Übersicht

Erhältlich seit: 10.2025
Tastatur: Millennium III Hammermechanik, Druckpunktsimulation, Ivory Feel
Polyfonie: 256 Stimmen
Piano-App: Piano Remote, kostenlos für iOS & Android
Besonderheiten: Transucer-Resonanzboden plus 4 Top-Lautsprecher und 2 Hochtöner
Hersteller/Vertrieb: Kawai

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