Leo Tardin Collections Live – wie die Aufnahmen entstanden
Dein aktuelles Album besteht hauptsächlich aus Live-Aufnahmen. Mit dem Material bist du gerade auf Tour. Entstehen dabei weitere Aufnahmen?
Ja, obwohl das Album ja schon erschienen ist, mache ich mit den Aufnahmen weiter. Es gibt bei den Konzerten immer besondere Momente, die möchte ich unbedingt festhalten.
Nimmst du immer jeden Gig auf?
Meistens, ja. Wenn ich sicher sein kann, dass der Flügel gut genug ist, dann nehme ich immer auf. Das ist natürlich immer mit etwas Aufwand verbunden – es ist dann ein Recording Engineer dabei, der bezahlt werden muss. Und nach einer Tour hast du vielleicht 20 verschiedene Aufnahmen, die gemischt werden müssen. Aber ich denke, der Aufwand ist es wert. Selbst wenn ich nicht 100%ig weiß, was ich mit dem aufgenommenen Material machen werde.
Bei dem Album- wurden die Aufnahmen an einem Ort gemacht?
Oh, nein! Das waren 20 Konzerte an verschiedenen Orten, und nur an einem Ort habe ich vier Tage am Stück gespielt. Ansonsten aber waren es immer verschiedene Locations und jedes Mal ein anderer Flügel, andere Akustik und ein anderes Publikum. Das ist auch das Reizvolle an dem Projekt, denn so wird ein und dasselbe Stück jedesmal anders klingen.
Ist es nicht schwierig, sich immer wieder neu auf ein Piano einzustellen?
Auch das ist jedes Mal irgendwie anders. Manchmal habe ich etwas mehr Zeit beim Soundcheck, manchmal geht es fast direkt los. Ich beginne immer mit einer freien Improvisation. Ich würde schätzen, es sind die ersten 10 Minuten des Konzerts. Aber im Grunde lerne ich so das Instrument kennen und kann mich auf die Akustik einstellen. Es bringt mir nicht viel, wenn ich mich in einem leeren Saal versuche, auf den Flügel einzustellen. Denn sobald das Publikum dabei ist, klingt alles wieder ganz anders.
Da ich so vorgehe, war es auch absolut gut, so viele verschiedene Aufnahmen zu haben. Denn nicht jeder Take war für meinen Geschmack stark genug, um ihn auf dem Album zu veröffentlichen. Von jedem Konzert hatten letztendlich 15-20 Minuten das richtige Niveau.
Ich stelle es mir sehr spannend vor, jedesmal eine neue Situation vorzufinden.
Es waren schon zum Teil wirklich ungewöhnliche Venues dabei. Der wohl ungewöhnlichste Ort war ein leerer Swimmingpool. Das Piano stand auf dem Grund des Swimmingpools sowie auch das Publikum. Der Sound war wie in einer Kathedrale. Bereits diese spezielle Atmosphäre hatte einen starken Einfluss auf meine Performance. Insofern war ich heilfroh, dort auch eine Aufnahme gemacht zu haben. Denn so eine Situation kannst du in einem Aufnahmestudio niemals bekommen.