Wie klingt der VSL Blüthner 1895?
Als ich die Library zum ersten Mal unter die Finger bekommen habe, war ich ein bisschen überrascht, wie weich und voll der Klang des Blüthner 1895 klingt. Ich hatte einen etwas kühleren Sound mit mehr Fokus auf Höhen erwartet, doch hier handelt es sich um einen warmen und kräftigen Klavierklang.
Im Vergleich zu modernen Konzertflügel-Libraries klingt der Blüthner 1895 richtig vintage. Das etwas hölzerne und natürliche Feeling verleiht der Library ihren ganz eigenen Charakter. Auch die Resonanzen des Aliquot-Systems tragen zum Klangbild des Blüthner bei, allerdings ist die Abwesenheit der ganz normalen Sympathetic Resonance etwas schade.
Dass das Blüthner 1895 mit seiner Länge von 193cm etwas kompakter als andere Flügel ist, vermittelt sich durch den nahen und direkten Sound. Das realistischste Klangbild bekommt man, wenn man sich anstelle eines Halleffekts auf die Mikrofonsignale verlässt. Einziger Makel dabei ist, dass man sich mit der qualitativ sehr hochwertigen, aber auch kleinen Synchron Stage B zufrieden geben muss. Wer auf große Symphoniehallräume steht, hat dann immer noch die integrierten Reverb-Effekte des Synchron Players.
Das VSL Blüthner 1895 ist exzellent als Solo-Piano geeignet und fühlt sich in Genres wie Jazz, R&B oder Pop so richtig wohl. Trotz des vollen Sounds müssen sich Singer-Songwriter aber keine Sorgen machen, dass sie von dem Klavier übertönt werden.
Dann wäre da noch die Frage, ob die „Standard Library“ ausreicht oder man gleich zur umfangreicheren „Full Library“ greift. Generell würde ich die Standard Library empfehlen, denn die Möglichkeit zum Aufrüsten besteht nachträglich immer noch. Die zusätzlichen Mikrofonpositionen bieten zwar weitere Klangfarben, sind allerdings eher für all diejenigen interessant, die genau wissen, was sie damit anstellen werden.