Pro und Contra
Das Clavia Nord Grand 2 löst das Vorgängermodell ab und setzt damit auch ein neues Konzept der Nord-Instrumente fort. Als HighEnd-Stagepiano ist auch das Nord Grand 2 mit einer RH3-Tastatur von Kawai ausgestattet, bringt darüber hinaus aber einige wichtige Neuerungen, die auch User des Nord Grand 1 überzeugen dürften.
Bei einem Generationswechsel schaut man natürlich sogleich auf die Ausstattung mit Speicherplatz für Sounds. Die Verdopplung des variablen Flash-Speichers ist jedoch nur eines von vielen technischen Details. Das Nord Grand 2 hat das Layer- und Effekt-Konzept des Nord Stage 4 geerbt und hat in Sachen Sound deutlich mehr drauf als das Vorgängermodell. Aber alles der Reihe nach..
Schon das Spielgefühl ist beim neuen Modell auf einem anderen Niveau, obwohl wie schon beim Vorgänger eine Kawai Tastatur eingebaut ist. Die „Responsive Hammer III“-Klaviatur hat Kawai auch bei den aktuellen CN-Modellen überarbeitet – davon profitiert ganz klar auch das neue Nord Grand 2.
Dank einer verbesserten Dämpfung der Tastenaktion spielt sich diese neue RH3-Tastatur spürbar komfortabler. Noch immer ist der Anschlagpunkt klar definiert und präzise, nur eben weicher, was auch eine deutlich sanftere Geräuschentwicklung vermittelt – wichtig für alle, die das Nord Grand 2 gar nicht mal live einsetzen, sondern vielmehr daheim spielen möchten.
Das edle Spielgefühl kommt bei den Piano-Sounds richtig gut zur Geltung. Vor allem, wenn man die XL-Varianten der Sounds spielt, welche jeweils den größten Detailumfang berücksichtigen. Ein weiterer Vorteil des Sound-Konzepts, welches Nord Instrumente klar von anderen Fabrikaten abhebt: Die im Flash-Speicher gehaltenen Sounds kann man sich je nach Bedarf selber zusammenstellen.
Wer den Fokus auf die akustischen Klavier legen möchte, überträgt seine Lieblingsauswahl der Flügel- und Upright-Sounds als XL-Variante, andere etwa als Medium- oder Small-Version, die dann deutlich weniger Speicher beanspruchen, aber auch weniger Klangdetails besitzen.
Insgesamt bekommt man hier eine tolle Klangqualität und im Detail betrachtet ausdrucksstarke Klavierklänge mit Charakter. Die Nord Piano-Sounds sind dabei sicher keine Universal-Ware. Je nach Musikgenre und Geschmack wählt man den Sound, der einem die gewünschten Feinheiten und Nuancen bringt oder die richtige Intimität und Dimension vermittelt.
Die Nord Piano-Sounds machen richtig Spaß, weil hier einfach alles stimmt: Dynamik, Resonanzen, Details, klar definierte Attacks und reichhaltiges Sustain, um etwa füllige Klavierbegleitungen zu spielen. Vor allem gefällt mir immer der lebhafte Charakter, den alle Klavierklänge besitzen.
Und sollte mal ein etwas kleinerer Klangkörper gefragt sein, dann greift man zu einem der zahlreichen Upright-Sounds oder man mischt verschiedene Sounds über die neuen Layer-Möglichkeiten.
Die Sample-Synth-Sektion erweitert das Sound-Set des Nord Grand 2 mit allem, was man in Kombination zu den Piano-Sounds zum Layern und Splitten braucht. Im Vergleich zu herkömmlichen Digitalpianos zeigt sich auch hier ein immens wichtiger Unterschied des Nord-Sound-Konzepts. Diese „Zusatz-Sounds“ sind hier eben nicht „nice to have“, sondern in der Sound-Qualität absolut top und eigenständig!
Darunter Pad-Sounds unterschiedlicher Genres: Orchestral, Synth, String-Ensembles. Vintage-Liebhaber werden viel Freude an den original Mellotron Sounds finden. Außerdem gibt es String-Ensembles aus den siebziger Jahren. Gerade neu erschienen in der Nord Sample Library ist ein Strings-Set aus der Spitfire Audio Library. Die Sounds lassen sich geringfügig, aber effektiv bearbeiten.
Akustik-Piano mit einem E-Piano oder Grandpiano plus Upright-Piano in einem Sound-Patch zu spielen, dazu noch ein Pad-Sound und links ein Bass-Sound – das ging beim Vorgänger gar nicht. Kein Problem beim Nord Grand 2, denn bis zu zwei Sounds gleichzeitig lassen sich nun pro Sektion (Piano & Sample Synth) nutzen.
Aber das ist noch nicht alles, denn ebenfalls neu ist, dass nun jeder einzelne Layer über eine separate Effektausstattung verfügt. Im Einzelnen sind das: Zwei Modulationseffekte, Compressor, Delay, Amp-Simulation und Equalizer. Sie können individuell für jeden Sound-Layer eingestellt werden.
Lediglich die Reverb-Sektion ist gleichzeitig für alle vier Sounds vorhanden. Allerdings gibt es dank Effekt-Sends für jeden Layer die Möglichkeit, den gewünschten Effektanteil zu justieren.
In Summe betrachtet ermöglicht das neue Layer-Konzept nicht nur komplexere Sounds – im Zusammenklang wirkt außerdem alles sehr viel differenzierter als beim Grand 1.
Für alle, die das Nord Grand bereits kennen oder besitzen lohnt sich der prüfende Blick aufs neue Nord Grand 2 unbedingt. Die klanglichen Vorteile im Vergleich zum Vorgängermodell sind herausragend allein wegen des Advanced Layer-Konzepts. In Sachen Soundgestaltung geht beim neuen Grand einfach viel mehr: Hier klingt nicht zuletzt aufgrund der neuen Effekt-Architektur alles noch deutlich differenzierter.
Im Grundsound sind beide Grand-Modelle freilich identisch, da sie auf die gleichen Sound-Libraries zurückgreifen. Allerdings spielt es sich beim neuen Grand auf einem anderen Niveau.
Wer von den neuen Funktionen und dem nochmals verbesserten Spielgefühl profitieren möchte, ist beim Nord Grand 2 genau richtig. Man bekommt hier ein leistungsfähiges Stagepiano mit hochwertigen Sounds, die nicht zuletzt auch durch flexible Effekt- und Layer-Möglichkeiten und das gut durchdachte Bedienkonzept begeistern.
Erhältlich ab: 06.2024
Tastatur: Kawai RH3, Ivory-Touch, ohne Druckpunktsimulation und graduierte Gewichtung
Polyfonie: 120 Stimmen (Piano-Sektion) plus ca. 40 Stimmen für Sample Synth
Speicher: 2 GB – Piano-Sektion; 1 GB Sample-Synth
Piano-App: Nord Sound Manager, Nord Sample Editor (Windows, MacOS)
Hersteller/Vertrieb: Nord/Sound Service Berlin
Nord Grand vs. Nord Grand 2: Die Neuerungen des Nachfolgers sind verdoppelter Speicher beider Sektionen (Piano auf 2 GB, Sample Synth auf 1 GB). Die Sounds sind identisch, da wie bei allen Nord Instrumenten die Nord Piano Library sowie die Nord Sample Library genutzt wird.
Dennoch spielt sich das Nord Grand 2 anders als sein Vorgänger, da die Kawai Tastatur in der überarbeiteten Form komfortabler und präziser arbeitet. Dann hinterlässt das Nord Grand 2 einen völlig anderen Klangeindruck, da einerseits jede Sektion zwei Layer vorsieht und darüber hinaus jeder Layer über seine eigenen Effekte verfügen kann. In Sachen Handhabung zu erwähnen wäre noch, dass das Panel breiter ist beim Grand 2. Die Bedienelemente liegen so etwas höher, sodass auf die Panel-Lock-Funktion verzichtet werden kann.
→ Testbericht zum Vorgängermodell
Nord Grand 2 vs. Nord Piano 5: Anstelle der ansonsten verbauten Fatar-Tastaturen bei Nord Instrumenten besitzt das Nord Grand eine Tastatur von Kawai und spielt in diesem Punkt in einer anderen Liga. Zwar bietet das Nord Piano 5 ein erweitertes Layer-Konzept für maximal vier Sounds, jedoch gibt es hier nicht den komfortablen Zugriff auf die individuellen Lautstärken über einen Fader pro Layer.
Nein. Dank Flash-Speicher bleiben die Sounds im Gerät permanent gespeichert und sind nach einem kurzen Boot-Vorgang nach dem Einschalten sofort spielbereit. Ab Werk ist das Grand 2 bereits mit einem großartig klingenden Sound-Set bestückt. Dieses kann man nach eigenem Geschmack aber variieren mithilfe des Nord Sound Managers (Win/MacOS).
Die maximale Polyfonie des Nord Grand 2 beträgt ca. 160 Stimmen. Dabei stehen den Sounds der Piano-Sektion 120 Stimmen, dem Sample Synth etwa 40 Stimmen zur Verfügung. Durch das Layern der Sektionen halbiert sich jeweils die Anzahl der zum Spielen verfügbaren Stimmen.
Beim Sample-Synth gibt es außerdem die Möglichkeit, die einzelnen Layer auch monofon zu nutzen, was über die Funktionen Mono/Legato und Unison eingestellt wird. Letztere Funktion layert dabei mehrere Stimmen und kann fette, schwingungsreiche Mono-Synth-Sounds produzieren. Es gibt drei verschiedene Settings mit unterschiedlicher Schwebung und Stereo-Spreizung.
Dank der RH3-Tastatur von Kawai spielt das Nord Grand in einer höheren Liga als andere Nord-Instrumente mit Piano-Tastatur. Im Unterschied zu den Kawai Digitalpianos verzichtet die RH3-Klaviatur beim Nord Grand 2 – wie bereits auch das Vorgängermodell – auf die Druckpunktsimulation und eine graduierte Gewichtung. Für manche vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber die Tastatur spielt sich einfach super und ist optimal auf die Nord Piano-Sounds abgestimmt.
Es gibt Anschlüsse für ein Triple-Pedal, welches bereits im Lieferumfang enthalten ist, ein weiteres Sustain-Pedal, ein Volume/Controller-Pedal sowie ein Footswitch. Das dritte Pedal ist immer für Sustain vorgesehen, ansonsten lassen sich die Pedale flexibel nutzen und mit diversen Funktionen versehen, um z.B. das Vibrato in der Sample-Synth-Sektion zu steuern, Programs umzuschalten usw.
Das Nord Grand 2 ist Halbpedal-fähig, allerdings wird diese Funktion nur durch Pedal 1&2 beim Triple-Pedal unterstützt, nicht aber beim separaten Sustain-Anschluss. Zusätzlich gibt es eine Klinkenbuche für Foot-Switch, die auch ein Dual-Switch mit zwei Fußtastern aufnehmen kann.
Das Nord Grand 2 wird wie jedes Stagepiano ohne Stativ geliefert. Mit dabei ist aber das Halbpedal-fähige 3-fach-Pedal und eine Staubabdeckung. Optional werden Stativ, Notenhalter (Holz oder Kunststoff), Stage Piano Monitor und Soft Case angeboten.
Ja, allerdings unterschiedet sich diese von anderen Instrumenten. Anstelle eines frei definierbaren Split-Punkts setzt das Nord-Konzept auf vordefinierte Splitpunkte. Den Unterschied macht dann die Crossfade-Split-Funktion, die es ermöglicht, die Split-Zonen ineinander zu blenden. D.h., wenn man von der einen Splitzone in die nächste spielt, gibt es keinen unmittelbaren Wechsel der Sounds, sondern eine Lautstärke-Überblendung beider Sounds.
Ja, grundsätzlich geht dies mit dem Nord Sound Manager. Wünschenswert wäre jedoch (wie generell bei allen Nord Instrumenten) eine Speicherung auf USB-Medien, was aber mangels USB-to-Device-Anschluss nicht möglich ist. In dieser Preisklasse sollte auch eine Mobil-App eigentlich kein Thema sein.
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Pro und Contra
Jörg Sunderkötter
Für alle, die das Nord Grand bereits kennen oder besitzen lohnt sich der prüfende Blick aufs neue Nord Grand 2 unbedingt. Die klanglichen Vorteile im Vergleich zum Vorgängermodell sind herausragend allein wegen des Advanced Layer-Konzepts.
Grand 2 : 4.099,00 €
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