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Test: Hemingway DP-701 MKII – Digitalpiano

  • Das Hemingway DP-701 mkII ist das richtige Instrument für alle, die bei der Anschaffung eines Einsteiger-Digitalpianos den Schwerpunkt bei der Hochglanz-Optik und dem extrem günstigen Preis setzen.
  • Schwachstellen des Hemingway-Instruments sind Tastatur, Klang und Polyphonie-Leistung.
  • Das DP-701 mkII bietet einen großen Funktionsumfang, sogar Bluetooth. Die Audioqualität bei drahtloser Übertragung über die internen Lautsprecher des Pianos lässt zu wünschen übrig.
Hemingway DP-701 MKII - günstiges Digitalpiano für Anfänger
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Das Hemingway DP-710 MKII ist das Topmodell einer Digitalpiano-Serie, die das Musikhaus Thomann zum extrem günstigen Preis vertreibt. Die Hochglanz polierte Ausführung DP-701 MKII BP für sogar unter 600 Euro scheint als Einsteiger-Digitalpiano schon mal attraktiv – sogar einen Anfänger-Online-Kurs vom eLearning-Portal music2me.de gibt’s von Thomann dazu. 

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Optisch macht das DP-701 MKII BP einen stattlichen Eindruck: Für ein Digitalpiano dieser Baugröße und Ausstattung muss man bei Markenprodukten deutlich mehr auf den Tresen legen. Aber Hand aufs Herz – bei einem derartig günstigen Preis sind meine Erwartungen nicht allzu hoch gesteckt. Denn an irgendwelchen Details muss hier doch gespart worden sein.

Der Hersteller wirbt auf der Website www.hemingway-pianos.com mit hohem Ausstattungsniveau. Tatsächlich liest sich die Spezifikation im ersten Augenblick genau so wie die von teureren Digitalpianos. Wie viel Digitalpiano bekommt man hier also? Und vor allem: Reicht die Qualität aus, um es Einsteigern zu empfehlen? Beginnen wir gleich bei den wichtigsten Qualitätsmerkmalen: Tastatur und Klang.

Tastatur mit Hammermechanik

Das Hemingway DP-701 MKII BP ist mit 88 Pianotasten und Hammermechanik ausgestattet. Gemäß der Bezeichnung „Dynamic-Action-Tastatur“ lässt sie sich anschlagdynamisch spielen und allem Anschein nach ist sie sogar graduiert gewichtet: Im Bassbereich muss man etwas mehr Kraft aufbringen als in den oberen Lagen.

In technischer Hinsicht kann die Tastatur ihren Zweck erfüllen, die Tasten spielen sich aber recht wacklig aufgrund der schlechten Tastenführung. Zudem lösen die Tasten ein bisschen zu früh aus, womit die Kontrolle von Anschlagdynamik und Repetition schwammig wird. Ein „Piano-Feeling“ mag sich bei mir nicht einstellen.

Piano-Sound

Der wichtigste Sound eines Digitalpianos ist ohne Zweifel der Piano-Sound. Technisch betrachtet erfüllt dieser Klang seinen Zweck, weist aber vor allem zwei Mängel auf. Bei einer bestimmten Anschlagstärke zwischen mezzoforte und forte ändert sich der Klang recht auffällig. Ursache ist eine Velocity-Switch-Technik mit geringer Auflösung. Alles kein großes Drama, aber das Zusammenspiel von Melodien und Akkorden kann dann schon mal etwas holprig klingen.

Ein weitere Problemzone ist die Ausklingphase: Die Klavier-Samples sind recht kurz geloopt. Wenn man Akkorde im Haltepedal ausklingen lässt, entsteht daher ein statischer Klang, der verglichen mit dem lebhaften Ausschwingen eines echten Klaviers etwas fremd wirkt. Eine solche Klangfülle kann das Hemingway DP-701 mkII nicht reproduzieren. Selbst bei den preiswerten Einsteiger-Instrumenten der Markenhersteller ist so etwas heutzutage kein Thema mehr.

Die 64fache Polyphonie ist ausreichend dimensioniert. Macht man ausgiebig Gebrauch vom Sustainpedal in Verbindung bei vollgriffiger Spielweise, ist die Zahl der spielbaren Stimmen aber zu schnell am Limit. 

Technische Begriffe erklärt: Mehr über Velocity Switch und Anschlagdynamik und warum beim Digitalpiano Polyphonie ein wichtiger Wert ist.

Zusätzliche Sounds, Layer & Split

Im Hemingway DP-701 MKII BP befinden sich 128 Sounds – anzuwählen über den Data-Regler. Die Auswahl der Klänge entspricht dem GM-Standard und reicht von Akustikpiano bis zu diversen Soundeffekten wie Applause und Gunshot. In erster Linie dient diese erweiterte Auswahl an Sounds der Kompatibilität bei der Wiedergabe von MIDI-Songs über den USB-MIDI-Recorder.

Über die Taster im rechten Teil des Bedienfelds lassen sich 32 Sounds anwählen. Darunter befinden sich einige Keyboard-Sounds wie E-Pianos, Vibraphone, Orgeln, Strings, Nylon- und Jazzgitarre, Akkordeon, Harpsichord und Clavinet sowie auch Bässe, Brass und Choir. Die Klangqualität der Sounds ist mäßig, aber kombiniert als Layer- oder Split-Sounds erfüllen sie ihren Zweck.

Außer SPLIT und DUAL bietet das Hemingway DP-701 MKII BP noch eine TWIN-Funktion. Auch hier wird die Tastatur wie beim SPLIT in zwei Bereiche unterteilt. Hier allerdings sind beide Bereiche mit identischer Tonhöhe transponiert – gedacht für das vierhändige Spiel beim Klavierunterricht.

Lautsprechersystem und Gehäuse

Hier kann das Hemingway DP-701 MKII BP richtig Punkte sammeln. Gehäuse und Stativ sind robust verarbeitet und lassen sich recht einfach zusammenbauen. Größe und Design des Instruments vermitteln das Äußere eines Kleinklaviers überzeugend: Eine Pedal-Einheit mit Sustain, Soft, Sostenuto, eine fast komplett durchgehende Rückwand, eine Tastaturabdeckung sowie eine Hochglanz-Lackierung. Der Klang der Lautsprecher ist voll in Ordnung: Das Hemingway Digitalpiano erzeugt mit seinem 2 x 20 plus 2 x 5 Watt starken Wiedergabesystem einen kräftigen Gesamtklang.

Viele Anschlussmöglichkeiten

Zwei Kopfhörerbuchsen nebst Kopfhörer-Aufhängung, Stereo-Ein- und -Ausgänge (Cinch) mit regelbarem Input Level, MIDI-Out, USB-MIDI sowie ein Micro-USB-Anschluss für den mitgelieferten USB-Bluetooth-Adapter. Alles bequem erreichbar über eine Konsole unterhalb der Tastatur – das sieht man gerne. Außerdem gibt es einen USB-to-Device-Anschluss für Speichermedien, die in Zusammenhang mit dem MIDI-Recorder genutzt werden können. Vielleicht weniger schön ist die Stromversorgung über ein externes Netzteil, aber angesichts des günstigen Preises: Schwamm drüber.

Ruhe bitte, Aufnahme!

Sogar zwei Aufnahme-Funktionen gibt es. Der interne Recorder ist ideal, um Übungen oder Stücke spontan aufzunehmen. Dafür kann man auch im 2-Track-Verfahren beide Hände getrennt einspielen. Für den Einsatz des externen MIDI-Recorders wird ein USB-Stick benötigt, der in den dafür vorgesehenen Schacht auf der rechten Seite des Panels gehört. Hier lassen sich sogar MIDI-Songs mit bis zu 16 Spuren einspielen.

Mit Playbacks spielen

Den externen USB-MIDI-Recorder kann man auch zum Abspielen von MIDI-Songs nutzen, z.B. um Playbacks oder Playalongs zu nutzen, zu denen man selber spielen kann. Wer für diesen Zweck lieber einen MP3-Player nutzen möchte – auch das geht. Über die Cinch-Eingänge kann man einen Audio-Player anschließen, dessen Wiedergabe über die internen Lautsprecher des Hemingway DP-701 MKII sich in der Lautstärke regeln lässt.

Bluetooth inklusive?

Auch die drahtlose Audio-Wiedergabe ist vorgesehen. Man muss nur den mitgelieferten Artesia BT-1 Bluetooth-Adapter auf die Micro-USB-Buchse stecken, die Bluetooth-Funktion über das FUNCTION-Menü aktivieren, und schon kann das Piano mit anderen Bluetooth-Audio-Geräten (Computer, Smartphone etc.) gekoppelt werden. Die Audio-Wiedergabe über die Lautsprecher des Hemingway DP-701 MKII ist zwar eine schöne Option, jedoch sollte man dabei kein Klangwunder erwarten. Bei unserem Testgerät war die Übertragungsqualität schlecht.

Fazit: Viel Digitalpiano für wenig Geld, aber…!

Das Hemingway DP-701 mkII erfüllt vor allem in puncto Design und Ausstattung die Kriterien, um als Einsteiger-Digitalpiano im Wohnzimmer einen Platz zu bekommen. Wer beim Kauf eines Digitalpianos die Hochglanz-Lackierung in den Vordergrund stellt, findet kein anderes Instrument, das noch weniger Geld kostet.

Wer hingegen den Schwerpunkt auf die Spiel- und Klangeigenschaften legt, sollte nicht zu viel erwarten, denn die Schwachpunkte sind leider die Tastatur, der Piano-Sound und die Polyphonie-Leistung. Absolute Anfänger werden beim Erlernen der ersten Tonleitern und kleinen Sonatinen vermutlich erst einmal kaum Anstoß daran nehmen. Dennoch gibt es Einsteiger-Digitalpianos der gleichen Preisklasse, welche bei Gehäuse und Ausstattung schlanker sind, aber bei Tastatur und Klang deutlich bessere Qualität bieten.

Hemingway DP-701 MKII BP - Digitalpiano im Hochglanz-Design

Hemingway DP-701 MKII – Überblick

Erhältlich seit: 08.2015
Polyphonie: 64 Stimmen
Besonderheiten: Homepiano mit Hochglanz-Gehäuse zum extrem günstigen Preis
Hersteller/Vertrieb: Hemingway/Thomann

Jörg Sunderkötter

Wer beim Kauf eines Digitalpianos die Hochglanz-Lackierung in den Vordergrund stellt, findet kein anderes Instrument, das noch weniger Geld kostet. Wer hingegen den Schwerpunkt auf die Spiel- und Klangeigenschaften legt, sollte nicht zu viel erwarten, denn die Schwachpunkte sind leider die Tastatur, der Piano-Sound und die Polyphonie-Leistung.

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