Pro und Contra
Die Vienna Symphonic Library hatte sich bereits mit den Studio Special Keyboards an den Klangkosmos des Prepared Pianos herangetastet, doch mit dem neuen VSL Studio FX Piano bekommt das präparierte Klavier volle Aufmerksamkeit mit einer ganz eigenen Library.
Nicht weniger als 21 unterschiedliche Prepared-Piano-Kategorien bilden den Kern der Library. Manche teilen sich sogar noch in weitere Unterkategorien auf.
Diese Variante des akustischen Klaviers ist nunmal sehr vielfältig, denn schließlich geht es dabei ausschließlich um moderne Komposition (z.B. Cage) und Klangmalerei. Das Klavier wird hier eher als Klangobjekt betrachtet, mit dem auf unterschiedlichste Weise Sound erzeugt wird – nur eben nicht auf die herkömmliche Weise, die wir als Klavier spielen bezeichnen.
Verschiedenste Gegenstände wie Schrauben, Ketten und Papier werden auf und zwischen den Klaviersaiten angebracht, um neue, aufregende Klänge aus dem Klavier zu holen. Beim VSL Studio FX Piano kommen dann auch ausgefallenere Präparierungen per Angelschnur oder Fahrradschlauch zum Einsatz. Alle Sounds wurden dabei in einem zentralen Preset zusammengefasst.
Ganz nach VSL Manier ist das Studio FX in der Standard-Variante imposante 90 GB groß und besteht aus knapp 60.000 Samples, aufgeteilt auf vier Mikrofonsignale. Diese dienen – wie bei allen Synchron Pianos – im Mix zur Gestaltung der räumlichen Perspektive und Dimension der Sounds. Auch hier bringen die Sounds den edlen Raumklang der Vienna Synchron Studios mit.
Zusätzlich gibt es noch 41 Presets, bei denen die Prepared Piano Sounds bereits mit Effekten versehen und abgemischt wurden, um so schnellen Zugriff auf hochwertige Klangkulissen zu verschaffen.
Das VSL Studio FX Piano wird im hauseigenen Vienna Synchron Player geladen, der neben einem eigenen Mixer zur weiteren Klanggestaltung auch mit über 20 Effekten und zahlreichen Filtern ausgestattet ist.
Der Vienna Synchron Player ist komplett kostenlos und als alleinstehendes Programm (standalone) sowie als Plug-in für alle gängigen DAWs verfügbar.
Die Studio-FX-Piano-Library kommt in einer Standard- und einer Full-Variante. Letztere berücksichtigt dabei doppelt so viele Mikrofonpositionen, ist vom Inhalt der Klänge und Instrumente her aber identisch zur Standard-Version. Für die meisten User sollte aber die Standard-Variante schon mehr als ausreichend sein.
Mit 21 unterschiedlichen Sounds hat das Studio FX einiges zu bieten, doch was darf man hier eigentlich genau erwarten?
Bei Prepared Pianos wird das Klavier – beziehungsweise zum Großteil die Saiten des Klaviers – mit verschiedenen Gegenständen präpariert oder zum Schwingen gebracht.
Ein Klassiker ist dabei, ein Objekt zwischen die Klaviersaiten zu klemmen. Für das Studio FX Piano kamen in diesem Fall Schrauben, Filzstücke, Radiergummi und Papierschnipsel zum Einsatz.
Manchmal reicht es auch schon, die Gegenstände einfach nur auf die Saiten zu legen. Neben Schrauben und Aluminiumfolie wurden hier auch Ketten, Metallplättchen und sogar Glasobjekte geschickt auf den Klaviersaiten platziert.
Die Saiten mit normalen Klavierhämmern zu spielen, ist für das präparierte Klavier natürlich auch zu simpel. Dementsprechend stehen Glockenspiel-Schlägel, Gummihämmer, Besen, Wollstockschlägel und verschiedene Plektren auf dem Programm.
Und einfaches Anschlagen reicht hier auf jeden Fall auch nicht, so wurden die Saiten gezupft, glissando gespielt oder wie mit einem Bogen gestrichen. Dabei kam natürlich kein normaler Violinbogen zum Einsatz, sondern eine mit Harz beschichtete Angelschnur.
Für einige Sounds wurde ein EBow verwendet, und für andere Sounds hat man einfach mal einen Fahrradschlauch über die Saiten gezogen – ja, wirklich!
Da Prepared Piano Libraries nicht unbedingt die breite Masse an Pianist*innen ansprechen, versuchen viele Hersteller, die etwas avantgardistischen Geräusche mit übermäßigen Effekten aufzupeppen. Auch schön, aber dabei bleibt der ursprüngliche Klang leider öfter mal auf der Strecke.
Was mich daher besonders überzeugt hat an VSL Studio FX Piano, ist der klare und unverfälschte Klang der Library.
Natürlich ist das Studio FX auch mit 41 effektlastigen Presets ausgestattet, die sich exzellent für Filmmusik oder Sounddesign eignen, aber das Herz der Library bilden eindeutig die originalgetreuen Klänge in einer exzellenten Aufnahmequalität.
Sehr gut gefallen haben mir dabei die ausgefalleneren Sounds. So wurde bei „Dropped Glass Straw“ zum Beispiel ein Glasstab auf die Klaviersaiten fallen gelassen. Gerade die Samples in den oberen Registern hören sich wirklich einzigartig an, da man im Detail hört, wie der Glasstab herumklimpert.
Auch „EBow with nut“ hat einen tollen Klang. Hierbei wurden die Saiten mit einer Schraubenmutter präpariert und anschließend mit dem EBow zum Vibrieren gebracht. Dadurch entsteht ein gleichmäßiger, aber rasselnder Sound.
Einige Abstriche muss ich bei der Handhabung machen, doch man muss anerkennen, dass sich das Team hinter VSL hier viele Gedanken gemacht hat.
Es ist erstmal etwas gewöhnungsbedürftig, dass alle Sounds in einem zentralen Haupt-Preset zusammengefasst sind, bei dem mittels Keyswitch (C-1 bis G#0) zwischen den Kategorien und Klängen gewechselt werden kann.
Zu Beginn verliert man hier gerne mal die Übersicht, aber hat man’s erstmal durchschaut, ist es wiederum genial, immer alle Sounds im Zugriff zu haben. Als Hilfe können hier auch die „Custom“-Plätze genutzt werden, die man mit beliebigen Sounds belegen kann, um diese anschließend schneller abzurufen.
Im Allgemeinen ist der Vienna Synchron Player unglaublich vielseitig, aber das macht die Bedienung nicht immer ganz einfach. Die wichtigsten Funktionen sind im „Perform“-Abschnitt zusammengefasst, doch möchte man darüber hinaus Änderungen vornehmen, braucht man schon etwas Erfahrung und Geduld.
Dementsprechend würde ich eher davon abraten, innerhalb des Synchron Players komplexe Effekt-Kombinationen zu basteln. Es ist um einiges einfacher, sich entweder auf die mitgelieferten Library- und Mixer-Presets zu berufen, oder separate Effekt-Plugins zu verwenden.
Eine der wohl, wenn nicht sogar die umfangreichste Prepared Piano Library, die man derzeit bekommen kann. Aber hier überzeugt nicht allein die Vielfalt, sondern vor allem die unbestechliche Klangqualität. Mit über 40 toll designten Presets sind filmreife präparierte Sounds nur einen Klick entfernt, doch am meisten hat mich der saubere und klare Klang der Library überzeugt.
Dadurch geht kein Detail verloren und man hat die Möglichkeit, mit einem unverfälschten Sound zu arbeiten. Wer sich auf die umfangreichen Benutzerfläche des VSL Studio FX Pianos einlässt, wird von diesem präparierten Klavier definitiv nicht enttäuscht.
Erhältlich seit: 02.2023
Format: Piano-Library für Vienna Synchron Player (letzterer kostenlos)
Plattform: Windows 10 oder aktueller & macOS 11 Big Sur oder aktueller / Standalone oder als Plug-in (AU/VST/VST3/AAX)
Leistungsanforderung: Niedrig bis Mittel (je nach Effekten)
Festplattenspeicher: Standard: 92 GB / Full Library: 196 GB – es wird eine SSD empfohlen
Hersteller/Vertrieb: Vienna Symphonic Library
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Pro und Contra
Janis Theurer
Wer sich auf die umfangreichen Benutzerfläche des VSL Studio FX Pianos einlässt, wird von diesem präparierten Klavier definitiv nicht enttäuscht.
VSL Studio FX Piano : 249 €
ZUM ANGEBOTStylisches Design, smarte Bedienung, viele gute Piano-Sounds und eine gute Ausstattung der neuen Casio Privia PX-S7000, PX-S6000 & PX-S5000.
Per Mausklick professionell klingende Piano-Begleitungen im Rechner erzeugen. Toontrack EZkeys ist ein flexibles Piano-VST und Songwriting-Tool.
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