Test: NI Electric Keys Reeds Duo Jade & Moonshell – E-Piano Libraries

Man könnte es auch das „Ray Charles Electric Piano“ nennen – das Wurlitzer E-Piano gehört ohne Zweifel zu den legendären Vintage E-Pianos der 60/70er-Jahre und es wurde in verschiedenen Varianten gebaut. Zwei davon enthält dieses Bundle für die NI Kontakt-Library: NI Electric Keys Reeds Duo Jade & Moonshell.

Okay – Ray Charles spielte nicht nur das Wurlitzer, sondern ebenso das Fender Rhodes E-Piano. Aber das Moonshell entspricht jenem Wurlitzer Modell, welches in Ray Charles Song What´d I Say zu hören ist. Das Piano-Riff des Songs ist sicher berühmter als das Wurlitzer E-Piano, aber nur damit klingt’s eben original.

Aber klar: Das Wurlitzer E-Piano ist heute ein sehr gefragtes Vintage E-Pianos – nicht nur teuer, sondern auch anspruchsvoll bezüglich Intonation und Instandhaltung. Da kommen solche Piano-Libraries wie das NI Electric Keys Reeds Duo wie gerufen, um den Sound perfekt zu simulieren.

Reeds im Doppelpack

Wenn von Vintage Electric Pianos mit Reed-Klangerzeugung die Rede ist, dann geht’s um das legendäre Wurlitzer E-Piano, welches in den 1960/70er Jahren in unterschiedlichen Modell-Varianten gebaut wurde. Zwei davon enthält das „Electric Keys – Reeds Duo“.

Die beiden E-Piano-Libraries „Jade“ und „Moonshell“ sind Sampling-Instrumente für den Kontakt-Sampler von Native Instruments. Sie können auch individuell erworben werden und lassen sich über den umsonst erhältlichen Kontakt Player in der DAW sowie auch als Standalone spielen.

Funktionen en masse

Das Herzstück der Reeds Duos sind jeweils zwei Sound Sources, „Pick Up“ und „Mic“, die zum einen das interne Audiosignal, als auch ein externes Mikrofonsignal liefern. Diese können dank zahlreicher Shape-, Tone- und Noise-Optionen angepasst und anschließend mit über 40 Effekten veredelt werden.

Round Robin, 25 Velocity-Zonen und der verbesserte Velocity-Editor sorgen für ein hohes Maß an Realismus, dennoch bleibt die Anwendung der Kontakt-Instrumente intuitiv und einfach – nicht zuletzt dank Multi-Presets und den acht anpassbaren Makro-Knöpfen.

Effekte, Effekte, Effekte …

Die Electric Keys sind mit über 40 Effekten ausgestattet. Je nach Konfiguration können bis zu 15 gleichzeitig aktiv sein.

Den Anfang macht dabei immer der Preamp, welcher mit Drive, Klangregelungen und Tremolos ausgestattet ist. Hier lässt sich zwischen verschiedenen Röhrenmodellen und Schaltkreisen wählen, was zu einer Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten führt.

Anschließend lassen sich die Effekte frei wählen und parallel oder in Reihe geschaltet kombinieren.

Das Schlusslicht der Effektkette bilden Kompressor, Equalizer, Delay und Reverb. Die sind immer fest positioniert, können aber, genau wie der Preamp, bei Bedarf auch ganz deaktiviert werden.

Electric Keys jetzt noch besser

Harder, Better, Faster, Stronger – apropos Effekte: Electric Keys Diamond & Phoenix waren vom Umfang her schon beeindruckend, aber für Jade & Moonshell haben Galaxy Instruments noch ein bisschen mehr aus den Libraries herausgeholt.

Besonders bei den Effekten wurde nachgerüstet, denn mit neuen Tremolos, Speaker Emulationen, Sättigungs- & Verzerrungseffekten, Kompressoren, als auch Equalizern bleiben in puncto FX wirklich keine Wünsche offen.

Der verbesserte Velocity-Editor ist auch eine willkommene Ergänzung, denn die Kurve für die Anschlagstärke lässt sich jetzt noch detaillierter anpassen.

Mein persönlicher Favorit ist allerdings das neue Double Tracking, bei dem zusätzliche Samples abgespielt werden, um so einen volleren und im Stereobild breiteren Klang zu erzeugen. Es ist der „Supertramp“-Sound.

Auch Electric Keys Diamond & Phoenix Fans dürfen sich freuen, denn mit den aktuellsten Updates gibt es diese Neuerungen auch für die Tines Duos. Doch ein Feature ist dem Reeds Duo vorbehalten: Die Multi Patches!

Chords, Patterns & Phrases

Neben dem Standard Instrument-Patch sind Jade & Moonshell jetzt auch mit zehn Multi-Patches ausgestattet. Diese laden neben der herkömmlichen Library auch noch ein Chords-, Patterns- oder Phrases-Tool – eine Art Inspirationsquelle für Akkorde, Melodien und Piano-Riffs.

Der pure Wurlitzer-Klang

Lässt man alle Options- und Effekt-Spielereien einmal außen vor, handelt es sich hier um zwei fabelhafte E-Piano Libraries.

Wie man es von einem Reed E-Piano aus den 60ern erwartet, punktet Electric Keys Moonshell mit einem markant rauen und leicht metallischen Sound. Dennoch bekommt man hier einen eher vollen und warmen Klang geboten, der zwar bissig, aber keineswegs schrill klingt. Besonders die tiefen Register sind angenehm brummig und insbesondere bei mittleren Velocitystufen ein wahrer Klanggenuss.

Ähnlich rau, aber etwas knackiger ist hingegen das Electric Keys Jade. Wer es bissiger und leicht transparenter mag, wird vermutlich den 70er Jahre Sound des Jade bevorzugen. Gerade in den oberen Oktaven kommt ein dezent glasiger Klang zum Vorschein, mit dem man sich auch in volleren Arrangements gut behaupten kann.

Electric Keys mit allem, was geht

Die Electric Keys sind natürlich nicht umsonst mit einer Vielzahl an Funktionen, Effekten und Presets ausgestattet.

Die „Pick Up“- und „Mic“-Signale liefern bereits einen genialen Klang, der dem E-Piano mehr Anschlagstärke und Textur verleiht. Die Funktionen für Shape, Tone und Noise ermöglichen es, genau die gewünschten Klangelemente und Frequenzen hervorzuheben.

In Kombination mit den Effekten, lässt sich von angenehmen Klangteppichen bis hin zu pulsierenden Filter-Automationen wirklich alles basteln, ohne dabei den charakteristischen Reed- E-Piano-Klang zu verlieren. Meistens gefallen mir die etwas dezenteren Effektkombinationen dennoch am besten, da hier der pure E-Piano-Sound besser zur Geltung kommt.

Mein absolutes Lieblingsfeature ist allerdings das neue Double Tracking. Mit nur einem Klick bekommt man einen kräftigeren und eindrucksvolleren Sound geboten, der normalerweise einiges an Frickelei voraussetzt.

Doch die zwei Libraries klingen auch ganz ohne Schnickschnack schon richtig schön knackig, was sich natürlich fabelhaft für Genres wie Jazz, Funk und R&B eignet, aber auch alle Classic-Rock- und Pop-Liebhaber*innen kommen hier auf ihre Kosten.

Fazit: Klangrealismus & Sounddesign

Electric Keys Reeds Duo tritt in die Fußstapfen der beiden Vorgänger und setzt sogar noch einen obendrauf.

Sowohl Moonshell als auch Jade überzeugen mit einem hochwertigen Klang der originalen E-Pianos, der durch die neuen Funktionen und verbesserten Effekte sein volles Potenzial entfalten kann.

Wer sich von der Funktionsvielfalt eingeschüchtert fühlt, kann jederzeit auf die 110 Presets zurückgreifen. Generell gilt: Wer nach einer hochwertigen Reed E-Piano Library mit viel kreativem Potenzial sucht, sollte den Reeds Duos definitiv eine Chance geben.

Electric Keys Reeds Duo – Übersicht

Preis: Jade: 99€ / Moonshell: 99€ / Reeds Duo Jade & Moonshell: 149€
Plattform: Standalone (Windows 10 oder höher/macOS 10.15 oder höher) und Plugin (AU, VST, AAX)
Leistungsanforderung: Mittel bis Hoch (Je nach Effekten)
Festplattenspeicher: jeweils ca. 2,15 GB (Eine SSD ist empfohlen aber nicht Pflicht)
Website: Native Instruments

Über Galaxy Instruments

Wenn man den Namen Galaxy Instruments liest, darf man sich als Pianist*in freuen, denn die Sampleexpert*innen aus Köln haben schon dutzende Male bewiesen, dass sie hervorragende Piano-Libraries produzieren können. Nach The Giant, Una Corda, Piano Colors, Claire und natürlich den zwei beeindruckenden Electric Keys Diamond & Phoenix gibt es jetzt mit den Electric Keys Reeds Duo endlich Nachschub.

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