Test: Zoom H6essential-Serie – Handy Recorder

Schnell mal das Klavier aufnehmen, um Etüden und Spielstücke zu überprüfen – dafür allein wirken Mehrspur-Recorder wie der Zoom H6essential & H4essential schon etwas oversized. Allerdings wird ja schnell mehr draus: Die Bandprobe oder ein Konzert im Ensemble aufnehmen – dann darf man sich freuen, so ein potentes Recording-Studio wie den H6essential in der Tasche zu haben. Und dann gibt es ja noch die kleineren Modelle H1essential und H2essential.

Grundsätzlich sind alle neuen Recorder der Zoom essential-Reihe eine Empfehlung für diejenigen, die nur wenig Erfahrung mit Recording-Technik haben oder einfach nur Technik-Muffel sind. Denn eine Disziplin, die manchmal schon Zeit und Nerven kosten kann, fällt bei diesen Recordern weg: Die Audio-Eingänge müssen nicht eingepegelt werden!

Deshalb fehlt im Bedienfeld auch ein Element, welches eigentlich bei jedem Recorder essentiell ist: Gain-Regler, die die Eingangsempfindlichkeit individuell einstellen. Für dennoch saubere und optimal ausgesteuerte Aufnahmen sorgt bei den Zoom Essentials nun die 32-Bit-Float-Wandlertechnik, die große Dynamikunterschiede automatisch verarbeiten kann. Also spontan einschalten, Aufnahme drücken und Klavier spielen? Das wollten wir ausprobieren.

Haptik & Verarbeitung

Die Handy Recorder von Zoom sind leicht, trotzdem fühlen sich das Gehäuse und dessen Verarbeitung wertig an. Ausreichend große OLED-Displays visualisieren den Aufnahmeprozess ebenso komfortabel wie auch die Handhabung der weiteren (nicht wenigen) Funktionen der Geräte.

Die Menüführung über einen Taster und ein Jog-Wheel an der rechten Seite kennt man von anderen Zoom Recordern. Das Navigieren in den Funktionsmenüs ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, es ist aber übersichtlich strukturiert und einfach zu bedienen. Außerdem gibt’s noch kostenlose Remote-Apps für iOS-Geräte.

Zum mobilen Betrieb akzeptieren die Recorder gewöhnliche AA-Batterien oder auch Akkus, und für die externe Stromversorgung gibt’s einen USB-C-Port. Über das Schraubgewinde an der Unterseite lassen sich die Recorder an z.B. einem Kamera-Stativ befestigen. Empfehlenswertes Zubehör – nicht zuletzt auch für „handheld Recordings“ – sind z.B. die Halterungen von Rycote nebst Griff, welche auch als Set für verschiedene Recorder-Typen angeboten werden.

Zoom H6essential: Recording on the go

Mit einem Stereo-Mikrofon in der üblichen XY-Anordnung sowie vier zusätzlichen Inputs kommt der handliche Recorder auf ganze sechs Audiospuren. Sein gesamtes Potenzial spielt der Zoom H6essential aus, wenn man z.B. im Proberaum mit der Band Aufnahmen machen oder einen Gig mitschneiden möchte, um dann die Einzelspuren später in der DAW zu bearbeiten.

Da das XY-Mikrofon wie bei den Vorgängermodellen als Aufsteckmodul konzipiert ist, hat man die Wahl:

• Easy Recording: Man nutzt einfach nur das Mikrofon zur akustischen 2-Spur-Aufnahme
• Multitrack 1: Parallel zum XY-Mikro nimmt man auf vier separaten Spuren Signale über die vier Combo-Inputs auf.
• Multitrack 2: Optional bietet Zoom das Aufsteckmodul Zoom EXH-6e mit zwei weiteren XLR/TRS-Combo-Buchsen an, das anstelle des Mikrofons genutzt werden kann. Dann kann man den Zoom H6essential auch als 6-Spur-Line-Recorder verwenden.
• Multitrack 3: Oder man schließt externe Mikrofone an. Die nötige Phantomspeisung für Kondensator-Mikrofone liefert der Recorder ebenfalls – zuschaltbar für jeden der vier Kanäle. In diesem Fall ist allerdings eine externe Stromquelle erforderlich. Übrigens unterstützt auch das Aufsteckmodul Zoom EXH-6e Phantom Power.

Jeder Aufnahmekanal kann außerdem mit LoCut-Filter gegen tieffrequente Störgeräusche geschützt werden und es gibt eine Stereo-Link-Funktion, um zweikanalige Signale in den Griff zu bekommen.

Zoom H4essential: Recording light

Nicht ganz die Flexibilität des H6essential bietet der Zoom H4essential. Immerhin lassen sich neben dem Stereo-Mikrofon zwei weitere Spuren parallel aufzeichnen – z. B., um das Stagepiano über die Line-Eingänge anzuschließen, während die gesamte Raum-Atmo (Saal, Publikum) von den Mikros aufgenommen wird.

Ansonsten ist alles sehr ähnlich aufgebaut wie beim H6essential. Nur sind die zusätzlichen XLR/TRS-Combo-Eingänge an der Unterseite des Geräts zu finden. Das H4-Modell verzichtet außerdem auf den Steckmodulaufsatz – hier sind die Mikrofone fest integriert.

Zoom H2essential: Rundum-Lösung

Dieses Konzept kennt man bereits vom Zoom H2n – auch der H2essential ist mit Front- und Rear-Mikros ausgestattet. Insgesamt sind es drei Mikros, die in unterschiedliche Konfigurationen geschaltet werden können. Interessant ist dabei, dass man den Recorder in die Mitte des Raums stellen kann, um mehrkanalige „Rundum-Aufnahmen“ zu machen.

Die Mikrofone lassen sich in der Winkelbreite einstellen, ebenso sind Aufnahmen im Mitte/Seite-Format möglich. Für Aufnahmen, in denen eine plastische räumliche Abbildung eine wichtige Rolle spielt, ist der H2essential wohl die einfachste und kompakteste Möglichkeit.

Zoom H1essential: Immer dabei!

Der H1 Handy Recorder war schon immer sehr beliebt, für Interviews habe ich das alte Modell noch immer dabei: Er ist wirklich winzig, und macht mit seinem XY-Mikros aus dem Effeff gute Aufnahmen. Selbstredend geht in puncto Aufnahmequalität bei den größeren Essentials mehr, aber der H1essential ist total praktisch.

Sei es eine spontane Song-Idee, ein Fieldrecording oder ein Gespräch – was in solchen Momenten zählt, ist ein Recorder, den man sofort zur Hand hat.

Gute Aufnahmequalität

Die XY-Mikrofonkapseln liefern eine lupenreine Tonqualität. Die 32-Bit-Float-Technik nutzt zwei Wandlerstufen, um Signale mit niedrigem Pegel sauber zu erfassen. Signale mit höherem Pegel werden vom zweiten – weniger empfindlichen – Wandlerweg aufgenommen. So werden Übersteuerungen vermieden.

Dank der großen Bit-Tiefe lassen sich leise Aufnahmen problemlos in der Nachbearbeitung wieder aufholen, ohne damit das Grundrauschen arg zu erhöhen.

In jedem Fall bekommt man ein angenehmes und fein auflösendes Stereo-Image. Die Aufnahme lässt sich im unkomprimierten WAV-Format auf 44,1, 48 und 96kHz einstellen.

Recording mit Klavier

Wir haben eine kurze Testaufnahme gemacht mit dem H6essential und dabei zwei Themen angespielt, die in der Lautstärke unterschiedlich ausfallen.  Trotz der Pegelunterschiede hat der Recorder seinen Job ohne Übersteuerungen gemacht.

Die Mikrofone wurden dabei seitlich vom Flügel auf die Saiten ausgerichtet. Die Aufnahmen über die Mikrofone des H6essential sind rauscharm und zeichnen dabei ein angenehmes Klangbild mit einer natürlich wirkenden Stereobreite.

Anwendung als Audio-Interface

Hier kann man ebenfalls von der 32-Bit-Float-Technik profitieren: Man stöpselt den Recorder an einen Laptop, Tablet oder Smartphone und legt einfach los. Praktisch beim H6essential: Wer möchte, kann hier alle angeschlossenen Signale als Stereo-Mix aufnehmen oder eben alle sechs Spuren separat via USB-C in die DAW übertragen. Ein Vorteil ist zusätzlich, dass während des Betriebs als Audio-Interface parallel die Aufnahme und Wiedergabe mit dem Recorder selber möglich ist.

Mit Remote-Funktion

Auch die Steuerung per iOS-App ist vorgesehen, dafür braucht man allerdings den optional angebotenen Bluetooth-Adapter BTA-1, der die Verbindung zum Mobilgerät herstellt. Bezüglich der grundsätzlichen Handhabung ist die App schon komfortabler. Der größere Vorteil liegt aber in der Remote-Anwendung, wenn man den Recorder für akustische Aufnahmen außerhalb der Reichweite aufstellen möchte.

Für den Zoom H6essential und H4essential gibt’s jeweils eine eigene Remote-App. Der H2essential hingegen kommuniziert mit Zooms Universal-App namens „Handy Control & Sync“. Hier die Links zum App-Store:

• Zoom H6e: https://apps.apple.com/app/id6467176383
  Zoom H4e: https://apps.apple.com/app/id6467176781
  Zoom H2e: https://apps.apple.com/app/id6514314269

Die Essentials In der Praxis

Endlich keine übersteuerten Aufnahmen mehr, ebenfalls passé sind zu leise aufgenommene Passagen, die man später nur mit Erhöhung des Grundrauschens auf passende Lautstärke anheben kann. Auch die 32-Bit-Float-Technik hat dabei ihre Grenzen: Man sollte von sehr leisen Aufnahmen nicht erwarten, man käme ganz ohne Rauschen aus.

Nichtsdestotrotz ist die automatische Aussteuerung der Aufnahmepegel der Hit! Absolut hilfreich, damit man sich voll und ganz auf seine Performance und den den Klang konzentrieren kann. Dazu gehört selbstredend eine gute Aufstellung des Recorders, um die integrierten Mikrofone gut auszurichten.

Auch wenn man zunächst die Wellenformdarstellung im Display etwas grobkörnig finden kann – die Pegelverhältnisse sind daran immer gut abzulesen – übrigens auch ohne aktivierte Aufnahme.

Problematisch vielleicht beim Aufnehmen der eigenen Klavierperformance könnte lediglich die Anordnung des Displays sein. Aber es gibt dafür ja zum einen die kostenlos erhältliche Control App (iOS only), um die Aufnahme bequem vom Smartphone via Bluetooth-Verbindung zu kontrollieren. Andererseits – was soll’s! Schließlich müssen wir uns hier nicht um die Aussteuerung der Pegel kümmern.

Fazit: Piano-Recording made easy

Die neuen Recorder der Essential-Reihe lösen das Versprechen ein, akustische und elektronische Aufnahmen zu vereinfachen. Dank 32-Bit-Float-Technik heißt es tatsächlich: Recorder aufstellen und die Aufnahme starten. Mit dem H6essential und H4essential macht Zoom selbst komplexere Recording-Anwendungen super easy. Über die Aussteuerung braucht man sich während der Aufnahme gar keine Gedanken zu machen, und man kann sich voll und ganz auf seine Performance konzentrieren.

Zwei wirklich tolle Recorder, die nicht nur bei Klavieraufnahmen gute Dienste leisten. Wer auch mal größere Projekte hat wie den Konzertmitschnitt oder die Bandprobe, bekommt mit dem Zoom H6essential ein äußerst flexibles Recording-Studio für unterwegs. Der H4essential dürfte allen reichen, die ab und zu mal zusätzliche Audio-Spuren neben dem eingebauten Stereomikrofonen benötigen. Als Recorder, den man immer in der Tasche hat, ist der H1essential – nicht zuletzt auch vom günstigen Preis – ein No-Brainer.

Zoom H6essential & H4essential – Übersicht

Erhältlich seit: 02.2024
Remote-Control-App: nur iOS, kostenlos
Hersteller/Vertrieb: Zoom/Sound Service

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